Wenn es dieses Duo nun nicht geben würde, man müsste es definitiv erfinden. 80er-Liebhaber und Volksseelen-Poet Austrofred machte mit YouTube-Mashup-Künstler Kurt Razelli gemeinsame Sache und geht mit dem Album „Life Is Laff“ nun auf große Österreich-Tour. Am 9. November machen die beiden im Wiener WUK Station. Ein Gespräch über Zusammenarbeit, österreichische Eigenheiten und die gemeinsame Liebe zum Retro-Pop.
Was passiert, wenn einer der profiliertesten Texter und Musiker Österreichs auf den humoristischen König des Bewegtbildes trifft? Diese Antwort gibt es seit ein paar Monaten auf dem Album „Life Is Laff“ und bald auch auf Österreichs Bühnen zu hören. Austrofred, enthusiasmierter Queen-Liebhaber und Bestandsaufnehmer heimischer Gesellschaftsströmungen hat sich mit YouTube-Mashup-Künstler Kurt Razelli zusammengetan und ein Werk kreiert, das die dekadenten und hedonistischen 80er-Disco-Jahre mit alltäglichen Befindlichkeiten der Volksseele vermengt. „Wobei, an Disco dachte ich eher anfangs“, erzählt uns Razelli im gemeinsamen „Krone“-Interview, „aber ich merkte mit Fortdauer, dass die Retropop-Schiene besser zu uns passen würde. Auf diesen Stil konnten wir uns gut einigen.“ Razelli, der auch mit Philipp Hochmair erfolgreich zusammenarbeitet, sah Austrofred vor gut drei Jahren das erste Mal live und war Feuer und Flamme. Austrofred wiederum stolperte über Razellis kultige Videos und erwiderte das Interesse - auch wenn anfangs noch etwas Skepsis herrschte.
Reise durch die Popgeschichte
„Der Austrofred ist eine Figur, die sich zwischen Hommage und Persiflage bewegt und da muss dann das Gesamtpaket stimmen“, so Kreisky-Sänger Franz Adrian Wenzl, der hinter der Figur steckt, „wenn dann auch noch eine Band dahinter lustig ist, dann wird das irgendwann zu viel. Wir haben es aber geschafft, eine schöne Mischung aus Trash und Qualität abzuliefern.“ Die Vermischung aus Kabarett, Austropop, epischen 80er-Momenten und Sozialkritik funktioniert erstaunlich gut, wenn das Humorverständnis nicht allzu platt ist. „Unsere erste gemeinsame Nummer landete gar nicht am Album“, so Austrofred, „danach machten wir ,Tower Of Power‘ und ,Bratislava Airport‘. Durch Kurts Stil war anfangs viel Hip-Hop drinnen, aber wir gingen immer mehr Richtung Pop und Bombast-Rock. Wenn man sich in der Popgeschichte ein bisserl auskennt, dann funktioniert das Album noch besser. Beim Song ,DerAffee Waas-i-eh‘ kam uns zum Beispiel gleich Phil Collins in den Sinn.“
Der Track erinnert mit seinem dunklen Text dafür an den großen Ludwig Hirsch, während man anderswo gerne in den Kitschtopf greift und beim Song „Ins Liacht“ etwa in Richtung „My Way“ von Frank Sinatra oder Queens „The Show Must Go On“ schreitet. Die Songideen kamen den beiden aus dem realen Leben. „Bei ,Ins Liacht‘ gibt es mit der Textzeile ,jedes Arschloch fliegt nach Ibiza‘ eine bekannte Reminiszenz“, schmunzelt Razelli, „solche Themen muten tagespolitisch an, verlieren aber nicht an Aktualität und werden uns abgewandelt sicher noch länger begleiten. Mit dem überraschenden YouTube-Hit “VÖEST„ gelang ihnen gar die neue inoffizielle Landeshymne Oberösterreichs. “Im Zeitalter von Social Media überlegt man sich natürlich, worüber gerne diskutiert wird und was klappen könnte“, erklärt Austrofred, “dass das Video dann aber selbst vom Linzer Bürgermeister geteilt wurde, hat uns schon überrascht.“
Komponieren auf Augenhöhe
Ein wichtiger Grundpfeiler war eine möglichst reibungslose Zusammenarbeit der sich anfangs unbekannten Künstler. „Der Austrofred hätte mir locker sagen können, wie der Sound klingen soll, aber das kam nie vor“, erläutert Razelli, „ich habe die Songs produziert, er hat die Texte geschrieben und dann waren die Nummern fertig. Ich kenne Sänger, die mischen sich weitaus mehr in die Musik ein.“ Für Austrofred war dies nie ein Thema. „Kurt hatte sehr viel Musik geschrieben und ich habe mich dann davon leiten lassen und die Texte erst später draufgebaut. Eine Kollaboration zwischen zwei Künstlern ist etwas ganz anderes als eine Band. Sie setzt darauf, dass jeder mit seinen Markenzeichen glänzt und dass man sich gegenseitig nichts wegnimmt, sondern sich vielmehr ergänzt.“
Die Texte sind gleichermaßen von zeitloser wie auch aktueller Ästhetik durchzogen. Im Eröffnungssong „Bottle“ etwa sticht die Zeile „lebt’s ein gutes Leben, scheißt’s auf die Leute“ hervor, die fast schon an Willi Resetarits erinnert. „Bratislava Airport“ spricht den Wahnsinn des Flughafenverweilens an und „Spoan (To Be Alive)“ hat thematisch das mehrmalige Umdrehen jedes Cents in unserer energiearmen Gegenwart schon weit vorausgenommen. „Bei dem Lied ging es mir aber um die klassische Häuslbauer-Mentalität“, erinnert sich Austrofred, „man spart, damit es die Kinder irgendwann einmal besser haben, aber das ist heute nicht mehr zeitgemäß. Ich singe in dem Lied gegen das Sparen an. Auch die Work-/Life-Balance fließt in dem Text ein. Der Ansatz dafür war früher viel katholischer. Man muss viel arbeiten, damit man dann im Himmelreich einmal dafür belohnt wird. Unsere Generation und noch vielmehr die nächste sagt aber klar, dass sie den Kuchen jetzt essen und nicht auf ein weit entferntes Datum warten will.“
Zweischneidiges Schwert
Ein Highlight des Werks ist der Song „Vom Faustkeil zum Laser“, eine Persiflage auf das Hochjubeln des Gestrigen und das Nichtanerkennen des Neuen. „Der Song ist mitunter auch mit der Impfgegnerschaft verbunden. Da gibt es Menschen, die nicht anerkennen wollen, dass unsere Medizin in kürzester Zeit etwas geschafft hat, was uns allen hilft. Fortschritt ist immer ein zweischneidiges Schwert und jede Innovation bringt zuerst ihre Opfer.“ Auch über die Superreichen und ihre Weltraumideen macht sich Austrofred so seine Gedanken. „Ich bin eine Geisel des Smartphones und der Push-Meldungen. Ich kriege ein paar Mal pro Tag Neuerungen aus der Weltraumforschung, weil ich mich auf space.com registriert habe. Da gibt es so viel Unvorstellbares, das dir wieder vor Augen führt, wie klein du eigentlich bist.“
Der Deckel des Albums ist das Musikalische, die Querverweise auf die künstlerische Herkunft beider Protagonisten. Austrofred sieht „Life Is Laff“ als Show- und nicht als Songwriter-Platte. „Wir bluten die Lieder nicht aus unseren Poren heraus.“ Ab Ende Oktober gehen Austrofred und Kurt Razelli damit auch auf große Österreich-Tour. Allzu große Gimmicks sind nicht geplant. „Von der Show her wird der Abend einfach gestaltet sein. Wir sind zu zweit auf der Bühne und werden neben den Songs von diesem Album sicher auch schon neue Nummern präsentieren. Es macht aber keinen Sinn, Queen-Nummern zu covern, nur weil wir jetzt die 80er-Jahre im Sound haben.“ Doch hat das Projekt auch eine Chance auf Langlebigkeit? „Solange alles so fließt und Spaß macht, passt es auch. Ich sehe diese Zusammenkunft aber noch immer als Kooperation und denke jetzt einmal, dass die Geschichte nach einer zweiten Platte auserzählt ist.“
Österreich-Tour
Austrofred und Kurt Razelli kommen mit „Life Is Laff“ auf große Österreich-Tour. Die Termine im Detail: 26. Oktober Posthof Linz, 27. Oktober Spielboden Dornbirn, 28. Oktober Treibhaus Innsbruck, 9. November WUK Wien, 11. November Dom im Berg Graz, 13. Jänner ARGE Salzburg und 14. Jänner Röda Steyr. Unter www.oeticket.com gibt es die Karten und alle weiteren Infos für die Konzerthighlights.
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