Was lange gärt, knallt irgendwann los - mit dem Hilferuf „Jetzt zreißt‘s uns!“ von Mitarbeiterinnen aus der Kinderbetreuung in Oberösterreich. Gewerkschafter und Belegschaftsvertreter drohen nun mit Kampfmaßnahmen bis hin zu Warnstreiks in Einrichtungen der Kinderbetreuung. Die werde es geben, wenn es bis 31. Oktober vom Land Oberösterreich keine zufriedenstellenden Verhandlungsergebnisse über eine bessere Situation der Beschäftigten geben sollte. Wer wird das ausbaden müssen?
Gespräche habe es wohl gegeben über ein Maßnahmenpaket für die Einrichtungen der Kinderbildung und Kinderbetreuung in Oberösterreich, aber keine echten Verhandlungen, monieren die Gewerkschafter von GPA und Younion. Wortklauberei? Egal, das von LH-Vize Christine Haberlander (ÖVP) im Augsust präsentierte Paket sei unzureichend, was auch etwa 750 Beschäftigte in diesem Bereich den Gewerkschaftern bestätigt hätten. „Jetzt ist es an der Zeit, weitere gewerkschaftliche Maßnahmen umzusetzen“, sagt GPA-Geschäftsführer Wolfgang Gerstmayer.
Ein Stimmungsbild aus Betrieben
„Wir befinden uns gerade in einer sehr schwierigen Situation. Das neue Bildungsjahr hat erst begonnen und in den Kinderbildungseinrichtungen fehlt es massiv an Personal. Zudem wollen weitere Beschäftigte aufhören, weil sie den Belastungen nicht mehr standhalten können. Wir brauchen jetzt rasch wirksame Maßnahmen und das kann nur durch verbesserte Gehälter und die Attraktivierung des Berufsbildes sichergestellt werden“, ist Silvana Nenad, Vorsitzende des KJS-Ausschusses (Kinder- und Jugend-Service Linz) und ehemalige Leiterin eines Linzer Kindergartens, überzeugt. Daniela Gebauer, Betriebsratsvorsitzende der Familienzentren GmbH der OÖ Kinderfreunde, ergänzt: „Ohne ausreichendes Personal kann keine qualitativ hochwertige Kinderbildung und -betreuung gewährleistet werden. Wenn dann in Folge Gruppen geschlossen werden müssen, hat das auch Auswirkungen auf die Familien und die berufstätigen Eltern.“
„Die Politik versagt in Oberösterreich“
Bis 31. Oktober 2022 fordern nun die Gewerkschaften von den Verantwortlichen beim Land Oberösterreich ein Verhandlungsergebnis ein, sonst werde es zu gewerkschaftlichen Maßnahmen in den Einrichtungen kommen. „Wir sehen hier ein Versagen in der oberösterreichischen Familienpolitik, es fehlt ganz klar der politische Wille zur Veränderung. Im Vergleich zu anderen Bundesländern nimmt Oberösterreich viel zu wenig Geld in die Hand für die Kinderbildung“, kritisiert GPA-Funktionär Gerstmayer scharf.„ Die nachfolgenden Warnstreiks seien nicht an die Dienstgeber gerichtet, sondern an die Verantwortlichen in der Landesregierung“, betont er zudem.
Eine Bitte um Verständnis der Eltern
„Uns ist bewusst, dass diese Maßnahmen auch viele Eltern treffen werden. Wir hoffen allerdings auf Verständnis, denn wir kämpfen hier auch dafür, eine qualitative Betreuung der Kinder sicherzustellen“, ergänzt Mario Kalod, der OÖ-Landessekretär der Gewerkschaft Younuion. Die beiden Gewerkschaften bieten Beratung für betroffene Eltern an, falls es tatsächlich zu Schließungen kommen wird.
Ein Kontra kommt gleich aus der ÖVP
Aus der ÖVP bekommen die Gewerkschafter Kontra von Landtagsklubchef Christian Dörfel, der auf das im August vorgestellte Maßnahmenpaket des Landes verweist: „Das im August vorgestellte Paket bringt eine Entlastung für Pädagogen, eine Verbesserung des Betreuungsschlüssels und zahlreiche Maßnahmen, um ausreichend Pädagogen zu gewinnen. Die Gewerkschaften sind dabei intensiv in die Verhandlungen zum Kinderbetreuungspaket eingebunden gewesen. Umso mehr verwundert ihre jetzige Position der Konfrontation“, so Dörfel. Und er appelliert an die Gewerkschafter: „Auch Gewerkschafter als relevante politische Verhandler tragen eine politische und gesellschaftliche Verantwortung. Es dient nicht der Sache, wenn gerade Gewerkschaften permanent wichtige Berufsbilder schlechtreden und so das Image ganzer Berufsgruppen beschädigt wird."
Lieber Gespräche statt Streikdrohungen
Auch der neue Präsident des OÖ Gemeindebunds, Christian Mader, meldet sich besorgt zu Wort. Er zeigt sich verwundert über die Vehemenz der Drohungen der Gewerkschafter und rät zu Gesprächen mit den Dienstgebern der Mitarbeiterinnen in der Kinderbetreuung, unter denen die Gemeinden ja der zahlenmäßig größte Faktor sind: „Es wäre besser, in solchen Gesprächen weitere Verbesserungsmöglichkeiten für die Beschäftigten auszuloten, als gleich mit Warnstreiks zu drohen“, so Maders erste Reaktion.
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