Einen schönen Mittwochabend.
Schon als Kind habe ich Disney-Tiere nicht gemocht. Selbst für das Kleinhirn eines Heranwachsenden waren die gemalten Viecher, falls man das heutzutage noch so sagen darf, im höchsten Maße unrealistisch konzipiert. Egal, ob Bambi, Simba oder Dumbo, wenn Rehe, Löwen oder Elefanten wie Menschen sprechen können, dann finde ich das beängstigend und nicht putzig. Stellen Sie sich vor, Sie morgenmuffeln sich in der Früh durch die Wohnstube, Ihr Malteser kommt auf Sie zugewackelt und sagt in klarem Deutsch: „Probier‘s mal mit Gemütlichkeit!“ Na da möchte ich Sie sehen, wie rührend Sie die Szene finden. Zusätzlich sind die Disney-Figuren anatomisch zweifelhaft gestaltet. Kein einziges Zeichentricktier hat eine Austrittsöffnung des Darmkanals, was sofort ins Auge fällt, weil sie ihre Schwänze majestätisch in die Höhe strecken. Wie die Affen, Hunde und Klopfer so fröhlich singend durch die Gegend hoppeln können, während es sie zwicken muss wie Stopflebergänse, war mir damals schon ein Rätsel. Fazit: Bis heute mag ich keine Disney-Filme.
Nun wirbt der Bundespräsident und -schaftskandidat Alexander Van der Bellen in einem Video mit einem Hund, der zwar vorne und hinten organisch korrekt ist, weil echt, aber mit der Stimme von Schauspielerin Verena Altenberger spricht, deren Stimmlage Mezzosopran ist, was sich offenbar besonders für diese Rolle eignet: Passivrauchender Mischlingshund lebt bei älterem Herrn in Burg. Der Vierbeiner heißt „Juli“, ist Van der Bellens tatsächliches Haustier, also kein gecastetes Double, und spricht für eine Griechin überraschend akzentfreies Deutsch. Wir lernen, dass sich auch Hunde untereinander gendern, „Juli“ redet von „Hunden und Hündinnen“, was dem Herrchen die Stimmen der intergeschlechtlichen Tiere kosten wird. Wen wählt nun die geborene Chihuahua-Dame, die als kastrierter Bernhardinerrüde gelesen werden möchte? „Juli“ läuft jedenfalls den ganzen Tag nackt durch die menschenleere Hofburg und liebt Bäume, was wenig überraschend ist, weil auch ich Toiletten liebe, wenn ich eine brauche. Der Hund hat eine Umfrage in Auftrag geben, womit man sich heutzutage eher zum Affen macht, und die kommt zu dem Ergebnis: Pudel, Havaneser und Schäfer wollen einen Hundepräsidenten, der auf die Natur ganz besonders achten soll. Dann im Bild: Van der Bellen, der sich irgendwo in den Alpen verlaufen hat. Am Ende des Videos noch ein Witz übers Bellen, weil das Herrchen ja Van der Bellen heißt. Verstanden? Muss man zuerst sickern lassen.
Der Bundespräsident wollte, um die Würde des Amtes nicht zu verletzen, keine Diskussionsrunde mit den anderen Kandidaten. Nun wirbt er als 78-Jähriger im Fußballdress, mit einem Endoskop-Experten, einem sprechenden Hund und VdB-Socken. Sehr würdevoll.
Ich wünsche einen schönen Feierabend, so Sie einen haben.
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