Spitäler in der Krise

Wien: Mehr als 700 Betten sind bereits gesperrt

Wien
06.10.2022 16:15

Genau 714 Betten sind gerade in ganz Wien gesperrt. Und es könnte mehr werden, denn täglich soll Pflegepersonal kündigen. Die Auswirkungen sieht man am Beispiel der Urologie im AKH.

Acht Kliniken des Wiener Gesundheitsverbundes übernehmen die medizinische Versorgung der Stadt. Aufgrund des fehlenden Personals können die Spitäler ihre Kapazitäten aber nicht voll ausschöpfen. So sind in ganz Wien derzeit 714 Betten gesperrt, was 13,5 Prozent der Gesamtkapazität entspricht. Verglichen mit den Betten-Kontingenten der einzelnen Anstalten ist das so, als wäre die gesamte Klinik Landstraße (712 Betten) gesperrt.

Laut dem Wiener Gesundheitsverbund stehen dieser Zahl jedoch 1000 freie Betten gegenüber. „Die Frage ist nur, warum diese frei stehen“, sagt ein Arzt der Klinik Donaustadt. Wegen des Personalmangels würden noch weniger Betten zur Verfügung stehen. „Die Lage ist ernst, täglich gibt es zwei bis drei Kündigungen“, berichtet der langjährige Mediziner. Und auch der WIGEV bestätigt, dass es zwischen Mai und September allein in der Klinik Donaustadt 180 Personalabgänge (Pensionierungen oder Kündigungen) gab.

(Bild: Krone KREATIV)
(Bild: Krone KREATIV)

Nur noch die schwersten Fälle werden operiert
Akut ist die Situation auch in der Urologie des AKH. Die Ärzteschaft der Abteilung verfasste eine Gefährdungsanzeige (wir berichteten). Grund sind die Bettenkürzungen von bis zu 80 Prozent und die Verlängerung der Wartezeiten auf einen Eingriff bei nicht bedrohlichen Erkrankungen von bis zu sechs Monaten.

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Warum vertraut man der Statistik nicht? Es geht nicht um Politik, sondern um die Verantwortung unseren Patienten gegenüber.

Primar Dr. Shahrokh Shariat

Bereits seit über sechs Jahren weist die Abteilungsleitung schriftlich und mündlich auf den Ressourcenmangel hin. „Wir sind den Dienstweg gegangen. Das hat aber nichts genützt“, so Primar Shahrokh Shariat. Also kam es zur Veröffentlichung. Nun droht aber eine interne Revision. Laut Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) ist der Pflegermangel nur auf dieser Station so gravierend, da sich die Mitarbeiter intern versetzen lassen würden. „Die Statistik spricht eine andere Sprache“, sagt Shariat. Und: „Uns geht es um das Wohl der Patienten. Es kann nicht sein, dass Krebspatienten länger auf eine OP warten müssen, weil die Kapazitäten um 30 Prozent geschrumpft sind.“

Bei 14 Betten könne man nur noch die schwersten Fälle nehmen. Die breite Urologie sei nicht mehr da. „Man kann der Ausbildung nicht mehr nachgehen, die Belastung für das Personal ist größer“, weiß der Urologe. Laut AKH sei die Pflegedirektion bereits dabei, geeignete Maßnahmen zu finden.

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