Freund von Attentäter

Terror-Prozess: Die Bibliothek des Predigers

Gericht
06.10.2022 15:56

Der Prozess gegen den Kontaktmann des Wien-Attentäters wurde am Donnerstag fortgesetzt. Am zweiten Tag hatte Islam-Experte Guido Steinberg zu bewerten, ob die Bücher und Chats des Angeklagten radikal-islamistisch sind. Das bestreitet der 24-Jährige vor Gericht vehement.

200 bis 250 Bücher umfasste die Bibliothek jenes Angeklagten, der als Kontaktmann des späteren Wien-Attentäters gilt. In der Wohnung in St. Pölten soll der 24-Jährige nicht nur islamistisches Gedankengut geliefert, sondern auch radikalisiert haben. Die Bibliothek nahm nun Islam-Koryphäe Guido Steinberg genauer unter die Lupe. Er ist Wissenschaftler aus Berlin, wird von Gerichten in Deutschland, Dänemark, sogar in den USA als Experte für Gutachten herangezogen.

„Dschihadistische Orientierung“ in Büchern
Und er redet Tacheles. Zwei Bände in der Bibliothek haben noch eingepackte Bücher - ca. 20 Stück -, die laut Sachverständigem „eindeutig auf dschihadistische Orientierung“ hinweisen. Sprich: auf Terror. Einer der Titel: „Das ist der Weg, wo sind die Männer, die ihn beschreiten?“ Loyalität zum Propheten und Lossagung von allen „Ungläubigen“ sei der Schlüssel dafür. Ungläubig sei übrigens jeder, der z.B. die afghanischen Taliban nicht unterstützt. Dies findet sich ebenfalls in einem Buch in dieser Bibliothek.

Wissenschaftler analysiert Chats
Der Angeklagte sagte vor Gericht, dass die „Sonntagstreffen“ harmlos gewesen seien, man hätte gebetet. Doch von Wissenschaftler Steinberg analysierte Chats sprechen eine andere Sprache. Da wird Österreich als „Haus des Krieges“ bezeichnet, man solle in den Dschihad ziehen. Und es geht um zulässige „Kriegsbeute“ - etwa Sozialleistungen? Zumindest behauptet der Angeklagte, selbst davon gelebt zu haben. Urteil am kommenden Dienstag.

Porträt von Kronen Zeitung
Kronen Zeitung
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