Mount-Everest-Ikone Reinhold Messner geht in neuem Buch mit der „Fridays for Future“-Generation hart ins (Öko-)Gericht. Fast schon zornig und virtuell die Faust gen Berghimmel ballend wird Messner, wenn man ihn - wie in vielen Interviews zu seinem Buch „Sinnbilder“ - auf junge Klimaschützer von heute anspricht. Den „Fridays for Future“-Demonstranten, die, angefeuert von der „Ökoheiligen“ Greta Thunberg, auf der Straße herumlaufen, kontert er, dass das nachhaltig gar nichts nutze.
Der sonst so besonnene Extrembergsteiger wirft den Jugendlichen vor, in jenem Wohlstand groß geworden zu sein, der erst durch das Verbrennen von fossilen Brennstoffen ermöglicht wurde. Vehement verwehrt er sich gegen die Abkanzelung, seine Generation habe die Umwelt zerstört. „Diese hat es erst ermöglicht, dass die jungen Damen und Herren, die freitags die Schule schwänzen, protestieren können! Ansonsten müssten sie auf dem Acker stehen und Kartoffeln ausgraben“, legt Messner gegenüber dem deutschen Journalisten Philipp Hedemann nach.
Konkret nimmt er dabei nicht Greta ins Visier, sondern die Jugend in Summe. „Es ist nicht überlegt, was sie machen. Sie sollen die aktuellen Probleme durchaus ansprechen, aber sie sollen bedenken, aus welcher Position heraus sie es tun. Ich lasse mir von dieser Generation nicht nachsagen, dass wir die Erde mutwillig zerstört haben“, tönt es von Schloss Juwal in Südtirol, wohin sich der Bergsteiger zurückgezogen hat. Im ZDF-Talk bei Markus Lanz bestätigt er: „Mich plagt kein Schuldgefühl.“
„Die konsumorientierte Jugend ist oft arrogant“
Aktueller Appell an die Thunberg-Anhänger: „Das Gebot der Stunde ist Reduktion und Innovation.“ Einige bekommen Lob ab („Es sind viele junge Leute, die mit ihren Start-ups nach Lösungen suchen, um die globale Erwärmung zu bremsen, mit Erfindungen, verbesserter Technologie, Logistik, Einsparung fossiler Energie.“), andere werden gerügt: „Es gibt viel mehr, die meiner Generation vorwerfen, hemmungslos mit Ressourcen umgegangen zu sein, ohne zu berücksichtigen, dass der Reichtum, den sie genießen, genau diesem Verbrauch geschuldet ist. Ich erlebe diese konsumgesteuerten jungen Leute oft als arrogant und wenig bereit, sich in ihrem Leben der eigenen Kritik zu stellen. Sie lassen untertags das Licht brennen, angebissene Brote oder Äpfel bleiben auf dem Küchentisch liegen, kein Bock auf Mülltrennung.“
Und doch gesteht Messner im mit seiner Frau Diana verfassten „Aufruf zum Verzicht“ eine „Schuld“ ein: „Wir haben die Welt nicht mutwillig aus dem Gleichgewicht gebracht, aber die Folgen nicht vorausgesehen ...“
Klimaschützerin kontert: „Wir brauchen diese Proteste“
Im „Krone“-Interview reagiert Klimaschützerin Lena Schilling von der „Lobau bleibt“-Bewegung auf die Vorwürfe. Sie stellt klar: „Wir brauchen diese Proteste.“
„Krone“: Frau Schilling, Reinhold Messner will sich dem Vorwurf nicht aussetzen, seine Generation hätte die Erde mutwillig zerstört.
Lena Schilling: Ich mache seiner Generation keinen Vorwurf, es gibt viele Menschen in seinem Alter, die an unserer Seite stehen. Den Vorwurf mache ich den Entscheidungsträgern, politischen Verantwortlichen. Autobahnen wurden ausgebaut, die Schiene zurückgebaut. Seit 50 Jahren weiß man, dass die Ressourcen nicht ausreichen werden, aber wir leben so, als würden sie ausreichen.
Er bezeichnet die junge Generation als konsumgesteuert, arrogant und wenig bereit, sich Kritik zu stellen.
Woher will er das wissen? Ich würde mich über eine kritische Auseinandersetzung mit ihm freuen, gerne, jederzeit. Es gibt einen großen Teil meiner Generation, der umweltbewusst ist. Aber ich will meine Generation gar nicht rechtfertigen, ich finde es sehr schade, dass er offenbar die Verantwortung auf junge Menschen abschiebt.
Proteste seien nicht die Lösung.
Wir brauchen diese Proteste. Ohne „Fridays“ würden Menschen weniger übers Klima reden.
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