Der gebürtige Grazer Christian Wehrschütz berichtet seit Februar beinahe rund um die Uhr von der Kriegsfront in der Ukraine. Als mutig beschreibt sich der Journalist dennoch nicht.
Splitterweste und Helm sind die wohl wichtigsten Utensilien im aktuellen Berufsleben des ORF-Korrespondenten Christian Wehrschütz. Denn sie könnten sein Leben retten.
Seit 24. Februar reist der erfahrene Journalist, der etliche Sprachen spricht, regelmäßig mit seinem Team in die Ukraine, um aus dem durch Krieg zerrütteten Land zu berichten. „Ich bin gerade auf dem Weg nach Slawjansk“, erzählt er im Gespräch mit der „Steirerkrone“.
Die Gefahr nicht ausblenden
Das Gebiet wird noch von der Ukraine gehalten, „die militärische Lage hat sich durch die Gegenoffensive etwas entspannt. Dann fahren wir aber direkt weiter nach Bachmut. Stark umkämpft, direkt an der Frontlinie.“ Den gebürtigen Grazer und Milizoffizier, der am Sonntag seinen 61. Geburtstag feiert, scheint so schnell nichts zu erschüttern.
„Ich blende die Gefahr nicht aus, aber wenn man zur Panik neigt, darf man diesen Beruf nicht wählen. Ich habe keine Angst, aber sehr wohl ein mulmiges Gefühl in einer Stadt, die beschossen wird. Wir versuchen, den Drehplan rasch abzuschließen. Ganz wichtig ist, sich dabei nicht ablenken zu lassen.“
Mut ist, Zivilcourage zu zeigen.
Christian Wehrschütz
Mut scheint eine der großen Stärken des Familienvaters und Großvaters zu sein. Auch wenn er sich diese Eigenschaft nicht zuschreiben will: „Mutig ist ein Polizist im Einsatz oder ein Feuerwehrmann. Mutig zu sein, heißt einzuschreiten, wenn jemand auf der Straße misshandelt wird. Mut ist, Zivilcourage zu zeigen.“
Manchmal spielt der Beruf die Nebenrolle
Die lange Erfahrung in Krisengebieten leitet ihn und sein Team durch den gefährlichen Alltag: „In vielen Fällen muss man zurückhaltend sein. Wenn bei einer Straßensperre einer mit einer Kalaschnikow steht und du hast keine, ist es gescheiter, du tust, was er will. Als Feigling aufzutreten, ist aber auch keine Option.“
Abschalten kann er mit seiner Familie, mit der er gern die Wochenenden auf der Teichalm verbringt und beim Spielen mit seiner Enkeltochter. Sein Beruf spielt dabei eine Nebenrolle. Dennoch: „Es macht schon einen Unterschied, in einem Land zu leben, wo man weiß, der Donner ist nur Teil des Gewitters und nicht jener der Artillerie.“
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