Urteil wegen Betrugs

Radstädter Anrainer kämpfen mit dubiosem Investor

Salzburg
08.10.2022 06:00
Für die zentrale „Schatzlwiese“ in der Nähe des Radstädter Zentrums gibt es Pläne für 75 Wohnungen. Anrainer befürchten nur Anlegerwohnungen. Einer der Investoren wurde jetzt wegen schweren Betrugs verurteilt.

Radstadt hat sich in Sachen Wohnbau-Projekte eine Nachdenkpause verordnet. Ein aktueller Fall zeigt, dass das dringend nötig ist. Bis April 2023 gibt es keine Neuwidmungen, hat der Gemeinderat am Donnerstagabend auf SPÖ-Antrag beschlossen. Die Partei hatte ursprünglich einen Stopp bis 2025 gefordert, das ging Bürgermeister Christian Pewny (FPÖ) zu weit. „Ich sehe keinen Sinn, das so lange hinauszuzögern“, sagt er. Der Raumordnungsausschuss will sich nun von Experten des Landes in Sachen Stadtentwicklung beraten lassen, bevor neue Vorhaben gewidmet werden.

Die sumpfige Wiese ist ein kartiertes Biotop. (Bild: Gerhard Schiel)
Die sumpfige Wiese ist ein kartiertes Biotop.

Damit ist auch ein umstrittenes Projekt direkt nördlich der Altstadt auf der langen Bank – vorerst. Der Plan eines Bauträgers, dort rund 70 Wohnungen zu errichten, war vor einem Jahr im Gemeinderat abgelehnt worden, tauchte im Sommer aber wieder auf. Rasch formierte sich daraufhin die „Anrainerinitiative Lebenswertes Radstadt“, die die Schatzlwiese, ein kartiertes Biotop nahe dem Stadtzentrum, erhalten will. Sie sieht durch das Projekt nicht nur ihre Anrainerinteressen gefährdet, sondern generell eine gesunde Gemeindeentwicklung.

Radstadts Bürgermeister Christian Pewny (FPÖ) will sich von Experten des Landes beraten lassen. (Bild: Gerhard Schiel)
Radstadts Bürgermeister Christian Pewny (FPÖ) will sich von Experten des Landes beraten lassen.

Investor kassierte bereits Anzahlungen für Projekt
Laut Bauträger, der mit einer anderen Gesellschaft auf der Wiese schon Chalet-Pläne hatte, sollen auf der Wiese nun Wohnungen für Radstädter entstehen. Die Anrainer bezweifeln das. „Kein Einheimischer wird sich diese Wohnungen leisten können“, befürchtet Sprecherin Claudia Merkel. Zudem würde eine der letzten unverbauten Sichtachsen auf das historische Radstadt verloren gehen. Und: „Es gibt grobe Fehler im vorgelegten Konzept.“

Nicht nur aufgrund des Widerstands der Anrainer steht das Projekt unter keinem guten Stern. Einer von drei Eigentümern des Bauträgers stand am Freitag in Wiener Neustadt wegen schweren Betrugs vor Gericht. Er soll Anzahlungen für Wohnungen kassiert haben, die weder in Bau waren noch eine gültige Widmung hatten. Unter anderem für das Projekt auf der Radstädter „Schatzlwiese“. Schadenssumme: 200.000 Euro. Der Investor wurde zu 24 Monaten Haft, acht davon unbedingt, verurteilt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

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