Gewicht der Jungwähler

„Herr Bundespräsident, wieso soll ich wählen?“

Politik
08.10.2022 06:00

Wie bereite ich mich richtig auf den Wahlgang vor? Muss ich politische Vorkenntnisse haben, um von meinem Stimmrecht Gebrauch zu machen? Viele Fragen schwirrten den Erstwählern Alexandra L. (18) und Paul E. (19) durch den Kopf, bevor sie Alexander Van der Bellen in der „Krone“ zu einem Gespräch über die Wahl trafen. Der Bundespräsident erklärt ihnen, was sie wissen müssen. 

Alexandra befürchtete, sich noch zu wenig mit Politik auszukennen. Doch Van der Bellen beruhigte sie: „Es ist gut, wenn man weiß, warum man zur Wahl geht. Aber Alterserfahrung sollte nicht Voraussetzung für einen Jungwähler sein.“ Paul fragte sich, ob die Wahl überhaupt ins Gewicht fällt, da der Bundespräsident vergleichsweise „wenige“ Aufgaben im Staat hat. Da stimmte Van der Bellen zu. Aber seine Unterschrift entscheidet, ob ein Vorschlag dieser angenommen wird. Und da „kommt’s dann auf ihn an“, hob Alexander Van der Bellen die Wichtigkeit des Amts hervor.

Nach dem Gespräch freuen sich die beiden auf ihren ersten Wahlgang und möchten andere Jungwähler ermutigen, ebenfalls ihre Stimme abzugeben.

Informationen zur morgigen Wahl

  • Wo man morgen seine Stimme abgeben kann, steht auf der bereits zugesandten amtlichen Wahlinformation.
  • Zur Identifikation ist ein amtlicher Lichtbildausweis nötig.
  • Wer trotz Wahlkarte kurzfristig doch im Wahllokal wählen möchte, kann das tun.

Wohl rund drei Prozent Jungwähler
Die Generationen ticken unterschiedlich, so viel wird klar, wenn man sich Wähler-Analysen ansieht. Viele sind sie nicht, die jungen Wähler, die zum ersten Mal ihren Bundespräsidenten wählen. Genaue Zahlen kann das Innenministerium nicht liefern, doch die 16- bis 18-Jährigen dürften wohl um die drei Prozent sein, wie Politologe Peter Filzmaier erklärt.

Die über 80-Jährigen sind rund doppelt so viele. Den Ausgang der Wahl haben die Jungen also weniger in der Hand als die Senioren. Das Wahlverhalten unterscheidet sich gegenüber dem der älteren Generation, welche eher traditionsbewusst eine der beiden großen Parteien, also ÖVP oder SPÖ, wählt.

Jungwähler halten in der Tendenz nicht allzu viel von der Mitte und entscheiden sich für die rechte oder linke Seite: Junge Männer wählen eher FPÖ, junge Frauen die Grünen oder NEOS. Dass gewählt wird, was die Eltern wählen - diese These lässt sich nicht bestätigen.

Peter Filzmaier ist Professor für Politikwissenschaft an der Universität für Weiterbildung Krems und der Karl-Franzens-Universität Graz. (Bild: ORF)
Peter Filzmaier ist Professor für Politikwissenschaft an der Universität für Weiterbildung Krems und der Karl-Franzens-Universität Graz.
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Junge Menschen wählen in der Tendenz links oder rechts der Mitte, vor allem FPÖ, Grüne oder Neos.

Politologe Peter Filzmaier

Menschen zwischen 20 und 30 schwer erreichbar
Es sind übrigens nicht die ganz jungen Wähler, die man politisch nicht erreicht, sondern die „Twens“, also Menschen zwischen 20 und 30 Jahren. Politologe Filzmaier erklärt das mit der Umtriebigkeit der jungen Erwachsenen: Auslandsaufenthalte und wechselnde Wohnorte machen sie schwer zu fassen. Schüler seien, nicht zuletzt durch politische Bildung in der Schule, greifbarer. Bei den Twens sei außerdem auch der „Reiz des ersten Mals“, zur Wahlurne zu gehen, oftmals verflogen. 

Übrigens: Insgesamt 958.136 Wahlkarten wurden für die morgige Wahl ausgestellt, 60.264 davon an Auslandsösterreicher. Verglichen mit der Nationalratswahl 2019, ist die Anzahl der wahlberechtigten Personen insgesamt um 0,5 Prozent auf 6,363.489 gesunken. 

Anna Brandis und Nadine Isser

Porträt von Kronen Zeitung
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