Das russische und belarussische Militär bilden eine gemeinsame Truppe, um auf Spannungen an der Grenze zwischen Belarus und der Ukraine zu reagieren. Wo genau die gemischte Einheit stationiert wird, ist bisher unklar. Beide Länder hätten am Samstag damit begonnen, Kräfte zusammenzuziehen, sagte der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko.
Das berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Belta. Der Schritt soll nach der Explosion auf der russischen Krim-Brücke gesetzt und beim informellen Gipfel der Staatschefs der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) in Sankt Petersburg vereinbart worden sein.
„Wir haben beschlossen, einen regionalen Verbund der Russischen Föderation und der Republik Belarus aufzustellen. Die Basis dieser Einheit sind die Streitkräfte der Republik Belarus“, sagte Weißrusslands Machthaber Alexander Lukaschenko. Wie die Truppe konkret zusammengestellt sein soll, ließ Lukaschenko offen. Es würden aber „nicht nur tausend“ Soldaten sein, berichtete die Onlineausgabe der deutschen „Bild“-Zeitung.
Spannungen an Grenze zur Ukraine wachsen
Grund für die neue Einheit seien die wachsenden Spannungen an der Grenze zur Ukraine, führte der 68-jährige Lukaschenko aus. Er habe über inoffizielle Kanäle erfahren, dass die Ukraine Angriffe auf das Staatsgebiet von Weißrussland plane. Daher müsse nun darüber nachgedacht werden, wie sich die Sicherheit des Landes erhöhen lasse. Vor einigen Monaten hatte Lukaschenko dem ukrainischen Militär bereits vorgeworfen, Einrichtungen in Belarus angegriffen zu haben.
Die Basis dieser Einheit sind die Streitkräfte der Republik Belarus.
Alexander Lukaschenko, Präsident Weißrusslands
Kremlsprecher Dmitri Peskow ergänzte, dass Russlands Präsident Wladimir Putin und Lukaschenko in bilateralen Gesprächen regelmäßig über eine Vielzahl von Bereichen diskutieren würden. Verteidigung sei ein Teil davon und in der Militärdoktrin des Unionsstaates vorgesehen, den die benachbarten Länder bilden.
Kriegseinzug nicht ausgeschlossen
Der „letzte Diktator Europas“ Lukaschenko hatte zuletzt erklärt, sich nicht in den Krieg hineinziehen lassen zu wollen. Gleichzeitig schloss er das angesichts der aktuellen Lage aber nicht mehr aus. Diskussionen über einen offenen Kriegseintritt von Belarus gibt es seit Februar. Obwohl bisher keine Truppen aus Weißrussland in der Ukraine im Einsatz waren, lässt sich eine militärische Kooperation nicht abstreiten. So sind russische Truppen im Nachbarland Belarus stationiert und feuern von dort Raketen auf den Kriegsgegner ab. Darüber hinaus werden gemeinsam Militärübungen abgehalten.
Aus Sicht der ukrainischen Regierung ist Belarus bereits Kriegspartei. Auf „Bild“-Anfrage hieß es aus dem ukrainischen Generalstab, dass alle bestehenden und potenziellen Bedrohungen analysiert und bei entsprechenden Entscheidungen der Militärführung berücksichtigt werden würden.
Belarus ist finanziell und politisch stark von Russland abhängig. Deshalb und aufgrund des brutalen Vorgehens gegen die Opposition nach den Wahlen 2020 ist das Land mit westlichen Sanktionen belegt worden.
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