Prozess in Eisenstadt

Junge Frau als Tarnung für Schlepperfahrt benutzt

Blinde Liebe zu ihrem türkischen Freund brachte eine junge Belgierin als vermeintliche Schlepperin für über drei Monate in U-Haft - und vor Gericht.

Die Wahl des falschen Partners kann auch hinter dicken Gefängnismauern enden. Das musste die Belgierin Alexandra Z. jetzt am eigenen Leib erfahren. Denn die heute 21-Jährige verfiel kurz vor ihrem Geburtstag dem in Belgien lebenden Türken Hassan D. und ging eine leidenschaftliche Liebesbeziehung mit ihm ein. Zu ihrem Geburtstag im Juli wollte D. die junge Jus-Studentin mit einem, wie er es nennt, Roadtrip quer durch Europa überraschen. Doch aus einer romantischen Fahrt zu zweit wurde nichts, denn der 23-jährige nahm seinen ebenfalls in Belgien lebenden Freund Jannis A. mit auf die Tour.

Mit Kastenwagen „auf Tour“
Als Auto diente ihnen ein weißer Mercedes Vito Kastenwagen, der D.‘s Bruder gehört. Am 2. Juli, das Trio übernachtete in einem Hotel in Wien, hatte das Paar in der Nacht Streit. „Um 3 Uhr sagte Hassan plötzlich zu mir, dass wir wohin fahren, es sollte eine Überraschung als Versöhnung werden“, so Alexandra Z. später vor Gericht: „Ich habe mich noch gewundert, denn um 10 Uhr hätten wir aus dem Hotel auschecken müssen.“

D. weckte zudem seinen Freund A. auf und zu dritt fuhr man nach Moschendorf, wo der Türke abseits der Hauptstraße stehen blieb, um acht Illegale aufzunehmen - einer der Fremden hatte dabei ein Foto von D.‘s Auto auf seinem Handy gespeichert mit dem Hinweis, dass die Gruppe von diesem Auto abgeholt würde. Dabei klickten die Handschellen, denn Polizisten hatten den Wagen längst entdeckt und ihn verfolgt. Hassan D., Jannis A. und Alexandra Z. wanderten in Untersuchungshaft.

„Mond und Natur anschauen“
Beim Prozess in Eisenstadt bekannten sich alle drei Angeklagten nicht schuldig. Alexandra Z. schilderte, dass sie von nichts gewusst habe und eigentlich darüber verärgert war, dass ihr Partner seinen Freund überhaupt mitgenommen habe. Sie sei auch völlig überrascht gewesen, als plötzlich Fremde in den Wagen stiegen.

Ich bin in Hassan verliebt, aber es ist schwer zu glauben, dass er unschuldig ist.

Alexandra Z.

 Sie sagte aus, dass D. auf der Fahrt nach Moschendorf immer wieder kurz „auf Türkisch oder Kudisch“ telefoniert und danach sein Handy sofort abgeschaltet habe. Hassan D. und sein Freund Jannis A. dagegen entpuppten sich als wahre „Gebrüder Grimm“, die die Geduld des Schöffensenats mit ihren dreisten Lügen über alle Maßen strapazierten. „Warum bitte fahren Sie um drei in der Früh von Wien nach Moschendorf?“, wollte die Vorsitzende wissen.

„Meine Freundin liebt Natur und Mond und ich wollte ihr das bieten. In Google kam Moschendorf an erster Stelle als ich nach einem schönen Ort gesucht habe“, so D.‘s Antwort. In eine ähnliche Kerbe schlug auch sein Komplize. Selbst der Pflichtverteidiger der jungen Männer wirkte angesichts so offensichtlicher Märchen ziemlich ratlos - trotzdem blieben die beiden Wahlbelgier bei ihren hanebüchenen Geschichten.

Freispruch für Frau, Schuldsprüche für Schlepper
Am Ende half alles Leugnen nichts. Der Schöffensenat sprach die offensichtlich extrem naive und blind verliebte Alexandra Z. frei - sie wurde sofort nach der Verhandlung aus der U-Haft entlassen. Hassan D. und Jannis A., die nach ihrer Darstellung des Nächtens in Moschendorf die Schönheiten des Südburgenlandes erkunden wollten, haben dagegen die nächsten 18 Monate nur einen Ausblick: den aus ihrer Gefängniszelle. Das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig. „Ihre Behauptungen waren völlig unglaubwürdig“, so die Vorsitzende wiederholt in Richtung der beiden Männer.