Im Endspurt legte Alexander Van der Bellen sogar noch eine Spur zu. Nach der Auszählung aller Stimmen erreichte er 56,71 Prozent. Aber was macht das neue alte Staatsoberhaupt aus dem Wahlsieg - vor allem mit der Gewissheit, dass er in der zweiten Amtszeit keine Rücksicht auf eine Wiederwahl nehmen muss? Die „Krone“ fragte Wähler und Experten nach ihren Wünschen und Van der Bellens Wahlkampfmanager Martin Radjaby-Rasset nach VdBs Zukunftsplänen.
Im Wahlkampf stand VdB auf der Bremse, weil er keine seiner vier Unterstützerparteien vergrämen wollte. „Er muss stärker den Eindruck erwecken, steuernd einzugreifen“, fordert Politexperte Thomas Hofer. Um die richtige Dosierung zu finden, benötigt es viel Fingerspitzengefühl. „Sonst wird er zum Spielball der Politik“, so Hofer. Erste Anzeichen, dass er sich in die Krisenbewältigung einbringen will, war die Bildung eines Energiebeirats.
Der Wahlausgang war nicht so überraschend. Ich wünsche mir, dass Van der Bellen aktiver kommuniziert und sich mehr zum Klimaschutz äußert.
Alexandra R. (20), Studentin
Ich bin unzufrieden mit der Wahl, aber es gab keine bessere Alternative. Die größte Herausforderung für Van der Bellen wird sein Alter sein.
Marcel V. (33), Installateur
Das Ergebnis war vorhersehbar. Van der Bellen darf in Zukunft gerne dynamischer werden, er hat bisher zu viel geschwiegen.
Otto K. (61), Pensionist
Mehr Grundsatzreden sollen geplant werden
„Er scheut nicht davor zurück, pointiert zu kommentieren, und er wird die Bundes- und Landesregierungen in die Pflicht nehmen“, kündigt Radjaby an. Allerdings sei Van der Bellen kein „Überkanzler, der ins Tagesgeschäft eingreifen kann“, warnt Radjaby. Geplant sollen auch mehr Grundsatzreden sein. Vorbild sollen seine Reden bei den Festspielen in Bregenz und Salzburg sein.
Ich erwarte mir Stabilität, dass Van der Bellen das Land weiter zusammenhält und Politiker in die Schranken weist. Die Wahl war zufriedenstellend.
Nathalie Ö. (29), Studentin
Ich war das erste Mal nicht wählen, weil ich nicht wusste, wen. Ich hoffe, dass Van der Bellen zukünftig in der Pandemie anders reagiert als bisher.
Zuleide J. (44), Pflegeassistentin
Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis der Wahl. In Zukunft wünsche ich mir von Van der Bellen mehr Kommunikation bezüglich seiner Vorhaben.
Maciej F. (39), Grafikdesigner
Jungen wünschen sich starke Stimme in Politik
Van der Bellen wusste, dass er aufgrund seines Alters bei der Jugend ein Manko hat. Er versuchte gegenzusteuern: Seine Kandidatur wurde auf TikTok verkündet. Beim Wahlkampfauftakt hielt ein Lehrling eine Rede. Aber er sprach dem 35-jährigen Dominik Wlazny wegen seines Alters auch die Unabhängigkeit ab. Ein Fehler. Dominik Wlazny zeigte auf, dass sich die Jungen eine starke Stimme in der Politik wünschen.
Ich bin relativ zufrieden mit dem Wahlergebnis. So wie es bisher ist, passt es eigentlich. Aber die finanzielle Situation für Jüngere ist eine große Herausforderung, dazu sollte er öfter Stellung nehmen.
Negin E. (22), Betreuerin
Ich bin sehr zufrieden und hoffe, dass es so gut weitergeht wie bisher. Ich persönlich fand Van der Bellens Instagram-Werbungen aber etwas zu jugendlich.
Thomas L. (23), Student
„Erwarten uns, dass VdB Druck ausübt“
So sieht es auch die Hochschülerschaft: „Wir erwarten uns, dass Van der Bellen im Rahmen seiner Möglichkeiten Druck ausübt, damit die Politik die Jugend in diesen herausfordernden Zeiten nicht im Stich lässt.“
Mit dem Ergebnis bin ich unzufrieden, Van der Bellen ist zu alt für das Amt. Er wird weiterhin eine ruhige Kugel schieben und nicht durchhalten.
Elfriede G. (62), Pensionistin
Ich bin schon zufrieden und erwarte mir, dass alles so bleibt wie es war.
Ingrid H. (72), Pensionistin
Ich bin ganz zufrieden mit dem Wahlergebnis, es kann so bleiben wie bisher. Ich schätze, die größte Herausforderung wird der Ukraine Krieg.
Alexander H. (33), Verkäufer und Sänger
Will Demokratie in den Mittelpunkt stellen
Der Bundesschulsprecherin Flora Schmudermayer ist auch die „Demokratiebildung“ ein Anliegen. Die Demokratie will Van der Bellen in den Mittelpunkt seiner Amtszeit stellen. „Immer mehr Menschen wenden sich von der Demokratie ab und haben das Gefühl, dass sie nicht mehr mitbestimmen können“, erklärt Radjaby. Die Frustrierten will Van der Bellen zurückgewinnen.
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