In der Causa um die schadhafte Verhütungsspirale „Eurogine“ eines spanischen Herstellers gibt es zwar ein erstes Urteil - aber eine hohe Dunkelziffer an betroffenen Frauen in Österreich! So wurden 28.502 dieser Spiralen eingesetzt, aber „nur“ 1000 Frauen haben sich gemeldet.
Es könnten bis zu 19.000 Frauen sein, „die in Österreich von allen Seiten im Stich gelassen“ worden sind, ist sich der Verbraucherschutzverein VSV sicher. Die designierte VSV-Obfrau Daniela Holzinger-Vogtenhuber - sie übernimmt von Peter Kolba - geißelt das zuständige Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen BASG, das erst im September 2020 eine „Sicherheitsinformation“ veröffentlichte - keine ausdrückliche Warnung! Der spanische Hersteller wusste seit 2018 von dem Materialfehler, der zu abgebrochenen Ärmchen in der Gebärmutter führte, mit Schmerzen, teilweise operativen Entfernungen - und auch ungewollten Schwangerschaften.
Mehr als 500 Euro Entschädigung
Eine betroffene Frau klagte mithilfe des VSV und bekam im April dieses Jahres vom BG Fürstenfeld (Steiermark) Recht: „Ein klarer Fall der Produkthaftung“, entschied das Gericht. Über die Höhe der Entschädigung wurde Stillschweigen vereinbart. Sie dürfte doch höher sein als die 500 Euro, die eine Kärntnerin im Dezember 2021 vom BG Klagenfurt zugesprochen bekam. Für die geschädigten Frauen hat der VSV Unterstützung bei einer Frauenorganisation gefunden. „Soroptimist Austria“ hat ein Crowdfunding zur Prozessfinanzierung gegründet.
Reform bei Warnung zu Medizinprodukten gefordert
Aber auch die Republik soll im Zuge einer Amtshaftungsklage zur Kasse gebeten werden. Anwältin Margit Sagel vertritt einige Betroffene und weiß: „Keine meiner Mandantinnen hatte Kenntnis von dem Materialfehler.“ Sie hätten an Pech geglaubt. Die Juristin: „Das war es nicht, es war mangelhafte Information.“ Holzinger-Vogtenhuber verlangt eine umfassende Reform beim Warnsystem des Bundes, vor allem für Medizinprodukte.
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