Raffinerien streiken
Benzin wird knapp: Frankreich schließt Tankstellen
Gasknappheit, Stromknappheit, seit Neuestem auch: Benzinknappheit. In Frankreich ist Tanken zum Spießrutenlauf geworden. Einige Regionen haben die Abgabemenge für Privatautos auf 30 Liter, für Lkw auf 120 Liter beschränkt. Zudem führten viele Tankstellen gesonderte Fahrspuren für Ärzte und Rettungsfahrzeuge ein, denn die Schlangen wartender Autos werden immer länger.
Viele Lenker wollen noch schnell vom staatlichen Tankrabatt von 30 Cent pro Liter profitieren, der schon bald auf zehn Cent gesenkt wird. Dass das den Tanktourismus in Grenznähe zu Belgien und Deutschland beflügelt, versteht sich auch von selbst. Von Frankreichs Energieministerin Agnès Pannier-Runacher kommt indes nur der Appell an die Vernunft der Bürger: „Legen Sie keine vorsorglichen Vorräte an. Das verschlimmert die Situation nur!“ Hilfreich? Wohl kaum. Am Dienstag hatte bereits jede dritte Tankstelle geschlossen - Tendenz zunehmend.
Keinen ausreichenden Zugang zu Bus und Bahn
Damit hat die Energiekrise aber nur eher indirekt zu tun. Hauptschuld an der Benzinknappheit sind Streiks in französischen Raffinerien und Kraftstofflagern. Betroffen sind davon beide Anlagen des US-Mineralölkonzerns Exxon-Mobil sowie die Hälfte der Anlagen des Energiekonzerns Totalenergies (einst Total). Letzterer hat noch im ersten Halbjahr 2022 knapp 10,6 Milliarden Euro Gewinn gefeiert. Darum fordert dessen als „radikal“ eingestufte Gewerkschaft 10% Lohnerhöhung. Die Aussichten dafür stehen aber schlecht.
Damit müssen Autofahrer in Frankreich weiter bangen. Das Umsteigen auf öffentliche Verkehrsmittel ist für viele nämlich keine Alternative: Laut aktuellsten Umfragen haben 45 Prozent der Franzosen keinen ausreichenden Zugang zu Bus oder Bahn. Auf dem Land beträgt der Anteil sogar bis zu 70 Prozent.
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