Gefahr aus dem Weltall

Warum und wie die Asteroiden-Abwehr klappen könnte

Wissenschaft
12.10.2022 14:13

Wir wissen nicht, wann es sein wird. Ganz sicher ist aber, dass eines Tages Teleskope einen Asteroiden ausmachen werden, der ob seiner Größe und seines Kurses eine Gefahr für die Erde und unsere Zivilisation sein könnte. Derzeit könnten wir nur hilflos zusehen, denn eine Lösung wie im Kino-Hit „Armageddon“ ist (noch) nicht möglich. Die DART-Mission der NASA zeigt aber eindrucksvoll, dass die Abwehr eines Asteroiden tatsächlich klappen könnte.

Angaben der US-Raumfahrtagentur NASA zufolge existieren - soweit bisher bekannt - allein in unserem Sonnensystem mehr als eine Million Asteroiden. Bei mehr als 20.000 dieser Überbleibsel aus der Zeit des Entstehung unseres Sonnensystems handelt es sich um sogenannte Near Earth Objects (kurz NEOs), die auf ihrer Bahn den Orbit unserer Erde um die Sonne kreuzen. Laut Angaben von Astronomen sind derzeit etwa 1000 Asteroiden und Kometen bekannt, deren Wahrscheinlichkeit, mit der Erde zu kollidieren, größer als null ist. Das Objekt mit der größten Einschlagwahrscheinlichkeit liegt bei rund zehn Prozent.

Abteilungen zur planetaren Verteidigung eingerichtet
Aus diesem Grund haben die Raumfahrtbehörden Russlands, Europas und der USA Abteilungen zur planetaren Verteidigung eingerichtet, die sich mit potenziellen Gefahren von Asteroideneinschlägen beschäftigen. Bei der NASA ist dies das Planetary Defense Coordination Office, bei der ESA das Planetary Defence Office.

Video: „Planetenkiller“ könnten die Erde gefährden

„Besucher“ aus dem All mit einem Durchmesser von 1000 Kilometern wie im Katastrophenfilm „Armageddon“ machen Wissenschaftlern keine allzu großen Sorgen. „Diese Objekte kennen wir alle“, beruhigt etwa Detlef Koschny von der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Von den sogenannten erdnahen Asteroiden (NEOs) mit einem Durchmesser von weniger als einem Kilometer sei allerdings nur etwa ein Prozent bekannt, warnt der Forscher.

Nur minimale Kursänderungen bei frühem Eingreifen notwendig
Wie man einen potenziell gefährlichen Asteroiden möglicherweise erfolgreich von seinem Kollisionskurs mit unserer Erde ablenken kann, das hat die NASA nun eindrucksvoll mit ihrer Mission DART (Double Asteroid Redirection Test) gezeigt. Es war das erste Manöver im Weltall überhaupt, mit dem die Abwehr getestet wurde, indem der Kurs des Himmelskörpers signifikant verändert werden konnte. Um im Ernstfall einen gefährlichen Asteroiden an der Erde vorbeizulenken, wären bei einem frühzeitigen Eingreifen auch nur minimale Kursänderungen nötig.

Durch den Einschlag der DART-Sonde im September ist die Umlaufbahn des Asteroidenmondes Dimorphos verkleinert worden, berichtete am Dienstag NASA-Chef Bill Nelson. (Bild: NASA/Johns Hopkins University, APL/Steve Gribben)
Durch den Einschlag der DART-Sonde im September ist die Umlaufbahn des Asteroidenmondes Dimorphos verkleinert worden, berichtete am Dienstag NASA-Chef Bill Nelson.

„DART hat uns einige faszinierende Daten sowohl über die Eigenschaften von Asteroiden als auch über die Wirksamkeit eines kinetischen Impaktors (die Sonde, Anm.) als planetarische Verteidigungstechnologie geliefert“, wird DART-Koordinationsleiterin Nancy Chabot auf der NASA-Website zitiert. Man arbeite mit Hochdruck daran, „diesen ersten planetarischen Verteidigungstest der Asteroidenablenkung vollständig zu verstehen“.

Schon jetzt ist klar, dass auch die Beschaffenheit des Asteroiden und die beim Einschlag eines Impaktors entstehende Menge von „Ejekta“ (so wird von Forschern das Auswurfmaterial bezeichnet, das beim Aufprall entsteht; Anm.) entscheidet, wie gut ein „Besucher“ aus den Tiefen des Alls abgelenkt werden kann. Bei der DART-Mission hat die beim Crash entstandene Staub- und Trümmerwolke den Stoß der Sonde verstärkt. „So wie die Luft, die aus einem Ballon strömt und ihn in die entgegengesetzte Richtung schickt“, erläutert Forscherin Chabot.

Umlaufbahn konnte deutlich verkürzt werden
Durch den Aufprall der DART-Sonde auf den Asteroiden Dimorphos mit mehr als 23.000 Kilometern pro Stunde sei dessen Umlaufbahn um seinen großen Bruder Didymos verändert worden. Geplant war gewesen, den Orbit des Himmelskörpers um bis zu zehn Minuten zu verkürzen. Dieses Ziel wurde deutlich übertroffen, denn tatsächlich wurde es eine halbe Stunde, wie die NASA aus Beobachtungen mit mehreren Teleskopen errechnet hat.

Von der Vorwarnzeit und der Größe eines gefährlichen Asteroiden hinge im Fall der Fälle auch die Vorgehensweise ab, sagen Experten. Die letzte Möglichkeit sehen sie darin, Nuklearwaffen zu benutzen, „weil das die größte zur Verfügung stehende Energiemenge ist, die man in kürzester Zeit in einem Objekt deponieren kann“. Eine Atombombe, die auf der Oberfläche eines für die Erde gefährlichen Asteroiden explodiert, könnte - laut derzeitigem Wissensstand - dessen Bahn so weitgehend verändern, dass er an der Erde vorbeirast und so eine Katastrophe vermieden werden kann.

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