Lange Zeit galten Antibiotika als Wunderwaffe gegen bakterielle Infektionen. Doch im Laufe der Jahrzehnte sind zahlreiche Erreger resistent geworden und werden als medizinische Waffe zunehmend stumpf. Forscher haben jetzt ein neuartiges Antibiotikum entdeckt, das auch gegen multiresistente gram-negative Bakterien - das sind ganz besonders schwer kontrollierbare Erreger - gut wirkt.
Lange Zeit galten Antibiotika als die Wunderwaffe gegen bakterielle Infektionen. Doch im Laufe der Jahrzehnte sind zahlreiche Erreger resistent geworden und werden als medizinische Waffe zunehmend stumpf. Forscher haben jetzt aber ein neuartiges Antibiotikum entdeckt, das auch gegen multiresistente gramnegative Bakterien, das sind besonders schwer kontrollierbare Erreger, wirkt.
Ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung der Universität Basel hat mithilfe computerbasierter Screenings das Wirkprinzip des Antibiotikums entschlüsselt. Es handelt sich um einen aus symbiotischen Bakterien des Fadenwurmes isolierten Peptidwirkstoff namens Dynobactin.
Laut Angaben der Forscher besteht das Peptidantibiotikum Dynobactin aus insgesamt zehn Aminosäuren, die zu einer hantelförmigen, durch zwei Ringe gekennzeichneten Kette zusammengefügt sind. Bei Tests mit Mäusen und an Bakterienkulturen erwies es sich als hochwirksam. Es schützte die Nager effektiv vor einer tödlichen Sepsis und erwies sich zudem als gut verträglich, heißt es.
WHO: Resistenzen „übersehene Pandemie“
Schätzungen zufolge starben allein im Jahr 2019 weltweit mehr als 1,2 Millionen Menschen unmittelbar an einer Infektion mit einem Antibiotika-resistenten Erreger. Bei knapp fünf Millionen Todesfällen war eine solche Infektion demnach mindestens mitverantwortlich für den Tod, berichtet im Jänner eine internationale Expertengruppe. Die WHO bezeichnete das Problem jüngst als „übersehene Pandemie“.
Verschärft wird das Problem durch den Umstand, dass in den vergangenen Jahrzehnten kaum neue Antibiotika auf den Markt gekommen sind. Bereits jetzt lassen sich nicht mehr alle Infektionen behandeln und mitunter werden selbst Routineeingriffe zur Gefahr. Die Forscher sehen ihre Entdeckung daher als wichtigen Schritt bei der Entwicklung neuer, wirksamer Medikamente.
Zu den Keimen, die am häufigsten Probleme mit Resistenzen verursachen, gehören Escherichia coli, Staphylococcus aureus, Klebsiella pneumoniae und Streptococcus pneumoniae. Allein der gefürchtete Krankenhauskeim MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus, Bild oben) - verursachte demnach rund 100.000 Todesfälle pro Jahr.
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