Living-Planet-Index
Starker Rückgang: Weltweit immer weniger Wildtiere
Negativrekord bei untersuchten Beständen wildlebender Arten: Das globale Barometer der Artenvielfalt ist auf einem neuen Tiefstand angelangt. Laut dem neuen Living-Planet-Report der Naturschutzorganisation WWF sind die weltweit untersuchten Populationen von Säugetieren, Vögeln, Amphibien, Reptilien und Fischen seit 1970 im Schnitt um über zwei Drittel eingebrochen.
So ist etwa der Bestand des Östlichen Flachlandgorillas im Kongo seit 1994 um mehr als 80 Prozent eingebrochen. Die Zahl Gewöhnlicher Delfine im Ionischen Meer ist - aufgrund von Überfischung - aufgrund zwischen 1995 und 2007 um 90 Prozent zurückgegangen. Auch Koalas leiden unter der Lebensraumzerstörung: Verheerende Buschbrände haben ihren Lebensraum seit 2001 um 50 Prozent dezimiert.
Der Living-Planet-Index beruht auf Daten von 32.000 Wirbeltierpopulationen aus 5230 Arten, deren Bestände durchschnittlich um 69 Prozent gesunken sind. Besonders betroffen sind Lateinamerika und die Karibik mit einem verheerenden Einbruch von 94 Prozent.
Wilderei, Entwaldung und Zerstörung von Lebensräumen
Zu den wesentlichen Treibern des Negativ-Trends zählen laut dem WWF-Report die Zerstörung und Übernutzung von Lebensräumen, die Entwaldung, der illegale Wildtierhandel und die Wilderei. Dazu kommt der fatale Ping-Pong-Effekt zwischen Artensterben und Klimakrise, der erstmals im Fokus des Reports steht.
Fakten
Für die 14. Ausgabe des Living-Planet-Reports wurden mehr Wildtier-Bestände untersucht als je zuvor. Der Index beruht auf Daten von 32.000 Wirbeltier-Populationen aus 5230 Arten. Die Studie wird seit 1998 vom WWF (World Wide Fund for Nature) veröffentlicht, seit 2000 erscheint sie alle zwei Jahre.
Mehr Tiger und Robben
Doch der Report macht auch Hoffnung. Tiger in Nepal konnten einen Populationszuwachs von 91 Prozent verzeichnen. Heuer wurden gar 355 Tiger gezählt. Auch Kegelrobben sichtet man wieder öfter: Der Bestand in der Ostsee hat 2013 bis 2019 um 139 Prozent zugenommen.
Österreich: Artensterben in Flüssen und Seen
Doch auch in Österreich schreitet das Artensterben voran. Derzeit sind mehr als 60 Prozent der heimischen Fischarten gefährdet und nur noch 14 Prozent der Flüsse ökologisch intakt. Trotzdem werden immer neue Monsterprojekte in bisher unberührter Natur geplant: Der geplante Ausbau des Kraftwerks Kaunertal in Tirol würde etwa dem Ötztal bis zu 80 Prozent des Wassers entziehen und im nahe gelegenen Platzertal eine große Moorfläche zerstören - mit dramatischen Folgen für die Umwelt.
Europa ist auch für massive Naturzerstörung in anderen Teilen der Welt verantwortlich. Vor allem Tropenwälder in Lateinamerika werden rücksichtslos abgeholzt, um Futtermittel für den Export nach Europa zu produzieren.
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