Es menschelte sehr bei der letzten Verhandlung der Ex-Ministerin in Wien - sie siedelt nach Kärnten. Vor ihr saß ein Briefmarken-Experte, der Geld veruntreute und um dieses betrogen wurde.
Frau Rat hatte Großprozesse zu leiten - Stichwort Bawag -, ihr Juristen-Herz schlägt aber fürs Zwischenmenschliche. Und letzteres kam bei ihrem letzten Prozess im Wiener Landesgericht nicht zu kurz.
700.000 Euro veruntreut
Vor ihr sitzt ein 73-jähriger Briefmarkensammler aus Leidenschaft, der für Philatelistenvereine und auch den Dachverband den Kassier machte. Über viele Jahre, ohne jedweden Tadel - der Mann war Buchhalter. Und dann fehlten plötzlich mehr als 700.000 Euro in den Kassen!
Wurde selber Opfer von Betrügereien
Aufhorchen ließ dann die Staatsanwältin, die von strafrechtlicher Sicht sprach - und von der menschlichen. Das Strafrecht streifte sie mit einem Satz: „Veruntreuung, Strafrahmen 1 bis 10 Jahre.“ Für das menschliche nahm sich die Anklägerin Zeit: „Der Herr hier wurde selbst Opfer von Betrügereien und das in einer für ihn extrem belasteten Zeit.“ Denn es war Corona-Lockdown 1 - und seine Frau starb über Nacht. Am Begräbnis konnte er nicht teilnehmen - er war erkrankt.
Geld für Love Scamming
Der Kontakt zur Außenwelt erfolgte übers Internet - und plötzlich wurde er angeschrieben. Von einer Französin. Die von Liebe schwafelte und Geld meinte. Und zwei älteren Damen, die ihn als Erben einsetzen wollten. Aber halt dafür Bares brauchten. Bandion-Ortner: „Aber es wurde doch eh überall gewarnt!“ - „Ja, aber ich dachte, das gilt nicht für mich“, so die Antwort.
Auf jeden Fall war sein Privatvermögen, rund 150.000 Euro, futsch - und das Geld der Briefmarken-Vereine. Nun hat der 73-Jährige eine Erwachsenenvertreterin. Und Willen und Mittel, den Schaden wiedergutzumachen, etwa eine kostbare Briefmarkensammlung.
Urteil: 2 Jahre bedingt. Und der Rat von Frau Rat, in Zukunft lieber altmodisch Briefe zu schreiben.
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