Handel wehrt sich

Der Preis-Streit um die teuren Markenartikel

Wirtschaft
15.10.2022 06:00

Wegen teurer Energie fordern Produzenten Anpassungen. Der Handel wehrt sich und setzt stark auf Eigenmarken.

Schon immer ging es bei den Verhandlungen zwischen Industrie und Handel heiß her. Schließlich will jeder den besten Preis für sich herausholen. Heuer sind die Gespräche aufgrund der Kostensteigerungen noch deutlich angespannter.

Mars stellte Belieferung von Rewe ein
Ausgehend von Deutschland, wo etwa Einzelhändler Edeka wegen einer Preisanpassung des Getränkeriesen Coca Cola sogar vor Gericht zog, schwappt nun der Preis-Streit nach Österreich über. So hat kürzlich der US-Konzern Mars die Belieferung von Rewe (Billa, Penny) mit Produkten wie Mars, Snickers, Pedigree, Whiskas oder Ben’s Reis eingestellt, weil Rewe die geforderten Preisanhebungen als „völlig überzogen“ ablehnte.

Streit mit „sehr mächtigen“ Markenartiklern in Österreich
Günter Thumser, Geschäftsführer des Verbands der Markenartikelindustrie, kann diese Einschätzung nicht teilen: „Kein einziges Unternehmen wird stärker erhöhen als notwendig.“ Markenprodukte seien keine Preistreiber. „Das ist eine der größten Lügen“, betont Thumser. So belegen die Zahlen von GfK, dass etwa im August Markenprodukte um 11,5 Prozent, Handelsmarken aber um 17,7% teurer wurden.

Beim Lebensmittelhändler Spar heißt es, man achte darauf, dass die Preise für Konsumenten leistbar und für Lieferanten lebbar bleiben, was aktuell eine Herausforderung sei. „Die Verhandlungen mit den Herstellern sind derzeit so zäh wie noch nie“, so Spar-Vorstand Markus Kaser. Lieferstopps gebe es keine, aber große Markenartikler seien sehr mächtig.

Günter Thumser, Markenartikelverband: „Der Punkt ist erreicht, wo es nicht mehr geht!“ (Bild: HANS KLAUS TECHT / APA / picturedesk.com)
Günter Thumser, Markenartikelverband: „Der Punkt ist erreicht, wo es nicht mehr geht!“
Spar-Vorstand Markus Kaser: „Die Verhandlungen sind zäh wie noch nie!“ (Bild: Zwefo)
Spar-Vorstand Markus Kaser: „Die Verhandlungen sind zäh wie noch nie!“

Um ein Stück unabhängiger zu sein, habe man daher die Eigenmarken (machen bei Spar schon 40% des Umsatzes aus) forciert. Gleichzeitig fordert man aber die Markenhersteller - statt die Gewinne zu erhöhen - auf, so wie Spar auf einen Teil der Marge zu verzichten, damit die Produkte für alle leistbar bleiben.

Thumser verlangt angesichts der sechs bis achtfach höheren Energiekosten aber mehr vom Handel: „Es ist ein Punkt erreicht, wo es nicht mehr geht.“

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