Allerorten wird der Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel propagiert. Doch nun zeigt sich: Es gibt gar nicht genug Fahrer. Jetzt wollen Verkehrsbetriebe dagegen steuern.
Die Innsbrucker Verkehrsbetriebe (IVB) beschäftigen aktuell 380 Bus- und Tramfarer, darunter viele Teilzeitkräfte. Studenten schätzen das auf sie zugeschnittene Arbeitszeitmodell. Die Frauenquote ist mit 14 Prozent im Vergleich zu anderen männerdominierten Berufen hoch. Dennoch sei der Personal- und Fachkräftemangel nun auch in der IVB sehr deutlich zu spüren, erklärten gestern Geschäftsführer Martin Baltes und Personalchefin Birgit Haidacher.
Noch keine großen Ausfälle
Die Verkehrsbetriebe verzeichnen 29 offene Stellen im Fahrdienst. „Wenn sich hier die Lage nicht bald entspannt, kommt es zwangsweise zu einer Einschränkung der Dienstleistung und Fahrten“, befürchtet Baltes. Noch seien nur einzelne Linien betroffen, ein großflächiger Ausfall wie in anderen Städten drohe nicht. Die Situation sei somit noch nicht eskaliert – was sich aber mit einer gleichzeitigen Welle an Krankenständen schnell ändern kann.
Imagekampagne, um Personalnot zu lindern
Damit es nicht so weit kommt, haben die Verkehrsbetriebe eine Imagekampagne gestartet: „Hi du, wie geht’s? Mir geht’s gut. Ich bin jetzt Busfahrerin bei der IVB. Sie haben mich sofort angestellt, mit Gehalt, und mir auch noch den Busführerschein gezahlt. Es gibt einen persönlichen Dienstplan, das macht meinen Wiedereinstieg nach der Karenz leicht. Und wenn ich mich intern weiterbilde, kann ich damit auch mehr verdienen“, heißt es beispielsweise auf einem als Ansichtskarte gestalteten Flyer. Damit sind die wesentlichsten Neuerungen, mit denen die IVB Quer- und Neueinsteiger motivieren möchte, schon skizziert: Künftig übernimmt die IVB die Kosten für den D-Führerschein inklusive Anstellung ab Tag eins der Ausbildung.
Paket im Wert von 10.000 Euro
Zusätzlich werden die Zuverdienstmöglichkeiten durch Tagesspesen von derzeit 35 bis 70 Euro auf 140 bis 280 Euro pro Monat angehoben. Ein Grundgehalt von 2300 Euro netto pro Monat sei damit in Reichweite, sagt Personalchefin Haidacher: „Unser Gesamtpackage kann sich zweifelsohne sehen lassen und liegt in der beruflichen Entwicklungschance deutlich über den Branchenstandards.“ Von den rund 200 Bewerbern pro Jahr schafft es nur rund ein Viertel. Oft sind die gesetzlichen Anforderungen sowie mangelhafte Sprachkenntnisse die Hürden.
Die Politik appelliert auf Öffis umzusteigen, präsentiert die neuesten Fahrzeuge und bessere Takte, jedoch ohne die personelle Misere zu erörtern.
Helmut Buchacher, SP-Klubobmann im Gemeinderat und ehemaliger Betriebsratsvorsitzender der IVB
„In der Belegschaft macht sich Resignation breit“
SP-Klubobmann GR Helmut Buchacher, ehemaliger IVB-Betriebsratschef, sieht die Lage weit weniger rosig: „In der Belegschaft brodelt es angesichts der unfairen Löhne und der vielen Überstunden. Die Folge sind vermehrte und geplante Kündigungen.“ Schon einmal habe das Arbeitsinspektorat geprüft – „und in der Folge 400 Strafbescheide ausgeschickt“.
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