Zwei Dinge nerven

Kia Sportage: Kompakt-SUV für Tiefenentspannte

Motor
19.10.2022 19:33

Das Feld der rund 4,50 Meter langen Kompakt-SUVs ist groß und wird angeführt vom VW Tiguan, dem sie alle hinterherfahren. Eines der optisch schnittigsten Exemplare ist der Kia Sportage. In der GT-Line-Version und mit 180-PS-Mildhybrid-Benziner rückte er zum Einsatz an. „Krone“-Motorredakteur Stephan Schätzl war mit ihm unterwegs - seine Eindrücke hier im Video. Zwei Dinge nervten ihn besonders.

(Bild: kmm)

Die angebotene Antriebspalette ist groß: Benziner, Diesel, teilweise als Mildhybrid, teils mit Automatik, teils handgerührt, teils mit elektronisch betätigter Kupplung, außerdem ein Vollhybrid sowie ein Plug-in-Hybrid. Front- oder Allradantrieb. Eine riesige Auswahl.

Bei einem 180-PS-Benziner (plus 17 Elektro-PS) mit Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe kann man nicht viel falsch machen, könnte man meinen. Das maximale Drehmoment von 265 Nm bei 1500/min. scheint okay, 8,8 Sekunden Sprintzeit stehen für den ohne Fahrer 1687 Kilogramm schweren Koreaner im Datenblatt, das Höchsttempo beträgt 201 km/h. Keine Sportwagenwerte, dafür ist die Optik dank der Topausstattung namens GT-Line eine Idee sportlicher als beim Basismodell. Inklusive der nur für die GT-Line (optional) erhältlichen schwarzen Dachpartie.

(Bild: Stephan Schätzl)

Vom Gasfuß entkoppelt
Bis hierher könnten die Augen von dynamisch orientierten Kaufinteressenten noch leuchten, doch spätestens nach der ersten Fahrt trübt sich die Freude und es tauchen Fragezeichen auf. Wie kann zwischen dem Impuls am Gaspedal und der Umsetzung im Antrieb so viel Information verloren gehen? Auf der Autobahn ist es schwierig, ein Tempo zu halten, weil man sich regelrecht entkoppelt fühlt. Dazu kommt eine eigentlich positive Eigenschaft des Motors (bzw. seiner Dämmung): Man hört ihn kaum. Aber nicht wegen lauter Windgeräusche, sondern weil es im Kia Sportage wirklich recht leise zugeht.

Beim Rangieren ist es ähnlich, nur mit anderem Effekt: Weil auch hier das Gas schwer zu dosieren ist, kommt es immer wieder zu einem unvermittelten Satz nach vorne oder hinten. Man braucht starke Nerven und eine große innere Ruhe, weil das Auto einfach nicht genau das macht, was der Fahrer möchte.

Feines Fahrwerk
Dabei wäre der Sportage faktisch gar kein schlechtes Auto für flottes Fahren. Das Fahrwerk der GT-Line ist serienmäßig mit adaptiven Dämpfern ausgerüstet, die sich zwischen durchaus komfortabel und einigermaßen sportlich mit wenig Seitenneigung umschalten lassen. Die Lenkung dürfte halt mehr Feedback von der Straße vermitteln, aber zum einen ist das mittlerweile bei vielen Autos üblich, zum anderen ist Verbindlichkeit (siehe oben) auch sonst nicht die Stärke des Sportage.

(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)

Versteckspiel Teil 1
Voll mit Assistenzsystemen ist er, der Testwagen, er kann sogar selbsttätig auf der Autobahn vor sich hinfahren. Leider warnt der Lenkassistent nicht, wenn er nicht mehr kann oder mag und eine Linie überfährt. Oder in den Gegenverkehr rauscht. Es wird lediglich ein winziges grünes Symbol grau. Wer einen solchen Assistenten braucht, um sicher fahren zu können, wird das nicht bemerken. Das System an sich würde seine Arbeit aber eigentlich meist ganz gut machen.

Das gilt nicht für eine Teilfunktion des Ganzen: den Radar-Tempomaten, der Navigationsdaten berücksichtigt. Das ist der Gipfel des Das-Auto-macht-was-es-will. Selbst auf schnurgerader Autobahn bei guter Sicht vermutet die Elektronik Gründe, das Tempo zu reduzieren. Nachvollziehbar ist das nicht. Und wir reden hier nicht von der automatischen Tempolimitübernahme. Die ist auch vorhanden und funktioniert nicht schlechter als bei anderen Herstellern (aber eben auch nicht besser). Vorteil am Navi-Tempomaten: Man kann das Tool abschalten. Dazu muss man aber erst einmal finden, wo das geht (siehe Video!).

Versteckspielen Teil 2
Noch etwas ist versteckt, aber es ist leichter zu finden: die Bedienung der Klimaautomatik. Unterhalb des aus zwei 12,3-Zoll-Displays bestehenden Riesenscreens befindet sich eine sogenannte Multi-Mode-Bedienleiste mit Touchelementen und zwei Drehreglern. Keine Klimabedienung. Die taucht erst auf, wenn man eine Taste antoucht und damit die Belegung umschaltet. Statt einiger Menüpunkte blickt man auf Navigationsfunktionen, die beiden Drehregler werden zu Temperaturreglern. Zumindest für ein paar Sekunden. Wenn man schnell ist, kann man also jetzt für die richtige Einstellung sorgen. Dazu braucht man aber ein Stück freie Strecke, denn der linke Temperaturregler ist hinter dem Lenkradkranz versteckt, man muss also ums Eck schauen und ist entsprechend lang abgelenkt. Eine Sekunde zu lang auf die Straße geschaut, schon muss man erneut umschalten, um die eingestellte Temperatur zu sehen.

Es hat auch etwas Cooles, nur ist es eben nicht praktisch. Einfach nur nicht up to date ist, dass Apple CarPlay und Android Auto nur kabelgebunden funktionieren (obwohl eine induktive Ladeschale vorhanden ist).

Praktisch ist der Sportage ansonsten aber durchaus. Es ist reichlich Platz vorhanden, in den Kofferraum passen 576 Liter (die Maße sind je nach Antrieb unterschiedlich). Die Rücksitzlehnen machen sich fernentriegelt flach, was das Ladevolumen auf 1687 Liter erweitert.

Nur was es bringen soll, keinen Fußwedelsensor für die Heckklappe zu verbauen, bleibt ein Rätsel. Stattdessen schwingt die Haube ohne weiteres Zutun auf, wenn man sich (mit dem Autoschlüssel in der Tasche) dahinterstellt. Vorher piepst es ein paarmal durchdringend, aber verhindern kann man die Öffnung dann nur noch, indem man weggeht.

Die Preise
Der Basispreis für den Kia Sportage mit handgeschaltetem 150-PS-Benziner (ohne Mildhybrid) liegt bei 31.490 Euro, der Diesel mit 116 PS ist ab 34.190 Euro zu haben. Die GT-Line fängt mit 150 PS bei 50.390 Euro an, 180 PS kosten 800 Euro mehr.

Unterm Strich
Schade, dass einige Dinge am Testwagen so nerven, dass sie einem den Spaß verleiden können. Vor allem der unangenehme Antrieb. Es könnte sich auszahlen, eine der vielen anderen Varianten anzutesten. Um die unsinnige Klimabedienung kommt man aber nicht herum.

Warum?
Gelungenes Fahrwerk
Gutes Platzangebot

Warum nicht?
Unangenehm entkoppelter Antrieb

Oder vielleicht …
… Hyundai Tucson, VW Tiguan, Renault Austral, BMW X1, Audi Q3, Jaguar E-Pace, Nissan Qashqai, Skoda Karoq

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

(Bild: kmm)



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt