Seit Jahren wird über die Pflegereform diskutiert. Passiert ist kaum etwas. Die Versorgung der Alten und Kranken in Wien wird weiter den Familien aufgeladen.
Das Pflegesystem ist kurz vor dem Zusammenbruch, immer lauter und eindringlicher werden die Warnungen. In den Heimen gibt es keine freien Plätze, zudem fehlen an allen Ecken und Enden nötige Mitarbeiter. Viele kehren dem Beruf den Rücken oder wandern in andere Länder mit besseren Arbeitsbedingungen und höheren Löhnen aus.
Angehörige überfordert
Doch wie sollen wir unsere Alten und Kranken betreuen? Oft bleibt diese Aufgabe an den eigenen Angehörigen hängen. Wer es sich leisten kann, engagiert Pflegehelfer. Im Idealfall sind diese Personen sogar 24 Stunden verfügbar. Doch das kostet natürlich Geld. Daher hat der Staat im Jahr 2007 gesetzliche Rahmenbedingungen für die 24-Stunden-Betreuung samt Förderung verabschiedet.
Bricht die 24-Stunden-Pflege in Österreich zusammen, können die bisher betreuten Personen stationär überhaupt nicht versorgt werden.
Helmut Lutz, Malteser Care
Doch 2007 ist schon lange her, und seither hat sich das Thema Pflege rasant verändert - die gesetzlichen Gegebenheiten aber nicht. Denn auch bei der 24-Stunden-Pflege schlagen die aktuellen Teuerungen zu.
24-Stunden-Pflege ist für Staat ein Schnäppchen
„Seit 2007 ist die vom Bund beschlossene Förderung in Höhe von monatlich 550 Euro nämlich weder erhöht noch an die Inflation angepasst worden“, kritisiert Helmut Lutz, Geschäftsführer von Malteser Care. Er warnt vor einem Kollaps des Systems. Denn 30.000 Personen haben in Österreich eine Pflegekraft. Fallen diese weg, müssten die Alten und Kranken in öffentlichen oder privaten Einrichtungen untergebracht werden. Doch die Plätze oder die benötigten Mitarbeiter gibt es überhaupt nicht.
Förderung verdoppeln
„Außerdem kommt dem Staat ein solcher Heimplatz viel teurer als die Unterstützung für Heimpflege. So geht aus dem Pflegevorsorgebericht hervor, dass sich in Wien die Jahresausgaben der öffentlichen Hand für eine stationäre Pflege auf über 33.000 Euro belaufen“, erklärt Lutz. Im Vergleich: „Wird die Förderung für Pflegeheimkräfte auf 1100 Euro im Monat verdoppelt, würde das 13.200 Euro kosten“, rechnet Lutz vor.
Der Arbeitsort Österreich verliert aufgrund der aktuellen Situation zusehends an Attraktivität, andere Länder haben uns bereits überrundet.
Andreas Herz, Wirtschaftskammer (WKÖ)
In die gleiche Kerbe schlägt auch WKÖ-Fachverbands-Obmann Andreas Herz: „Die Betreuung in Privathaushalten erspart der öffentlichen Hand und somit der Allgemeinheit viel Geld.“
Er und andere Experten fordern nun diese Verdoppelung. Jetzt ist die Politik am Ball.
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