Der weltweit größte Auftragschiphersteller TSMC aus Taiwan hat im dritten Quartal dank der hohen Nachfrage von Rechenzentren und E-Autoherstellern einen Gewinnsprung geschafft. Gleichwohl kürzte der Apple- und Qualcomm-Zulieferer angesichts der Inflation und unsicheren Weltkonjunktur sein Investitionsbudget um mindestens 10 Prozent auf rund 36 Milliarden US-Dollar (37 Milliarden Euro), wie der Konzern mitteilte.
Noch vor drei Monaten hatte TSMC erklärt, der aktuelle Abschwung in der Branche habe kaum Auswirkungen und die langfristige Nachfrage nach seinen Chips sei stabil. Der Nettogewinn schnellte im Zeitraum Juli bis September um 80 Prozent auf 280,9 Milliarden Taiwan-Dollar (rund 9 Milliarden Euro) und lag damit über den Analystenschätzungen von 265,6 Milliarden Taiwan-Dollar, wie TSMC am Donnerstag mitteilte. Der Umsatz legte um 36 Prozent auf 20,23 Milliarden US-Dollar zu. Für das vierte Quartal prognostizierte der Chiphersteller einen Umsatzanstieg um 29 Prozent auf 19,9 bis 20,7 Milliarden US-Dollar, verglichen mit 15,74 Milliarden US-Dollar im Vorjahr.
Ob wir also in Europa sein werden, prüfen wir gerade und schließen keine Möglichkeit aus.
TSMC-Chef C.C. Wei
Auf die Frage nach seinen möglichen Expansionsplänen in Europa erklärte TSMC-Chef C.C. Wei, es sei noch nichts entschieden. „Wir werden unseren Auslandsanteil in der Fertigung basierend auf den Kundenbedürfnissen, der Geschäftsmöglichkeit und auch der Effizienz und Wirtschaftlichkeit des Betriebs weiter erhöhen“, sagte er. „Ob wir also in Europa sein werden, prüfen wir gerade und schließen keine Möglichkeit aus.“
Milliardenförderungen in der EU
Der im Februar auf den Weg gebrachte „European Chips Act“ ermöglicht milliardenschwere Subventionen aus öffentlicher und privater Hand in der Europäischen Union. Intel hat daraufhin beschlossen, für 17 Milliarden Euro ein Chip-Areal in Magdeburg zu bauen und zudem in Frankreich, Italien, Polen, Spanien und Irland zu investieren. Insidern zufolge soll es Gespräche zwischen TSMC und Dresden über die Errichtung eines Werks in der sächsischen Landeshauptstadt gegeben haben.
Der Halbleiterbranche bereitet neben der schwächelnden Wirtschaft in vielen Ländern das angespannte Verhältnis zwischen China und den USA Kopfzerbrechen. So wollen die Vereinigten Staaten das Geschäft der Chiphersteller stärker mit restriktiveren Auflagen beschränken, da sie einen Technologietransfer nach China befürchten. Dies verärgerte zum einen die chinesische Regierung und könnte zum anderen die weltweiten Probleme in der Lieferkette wieder verschärfen, die zum Teil auf fehlende Halbleiterprodukte zurückgehen. Zuletzt hatte sich die Lage hier wieder etwas entspannt.
Pandemie brachte Chipmangel
Wegen einer hohen Nachfrage nach elektronischen Geräten waren Chips zu Zeiten der Pandemie lange sehr knapp. In etlichen Industrien - von der Solar- über die Autobranche bis zur Unterhaltungselektronik - bildeten sie den Flaschenhals, der die weitere Produktion begrenzte. Doch viele Chiphersteller haben mittlerweile neue Fabriken hochgezogen, die das Angebot vergrößern. Zudem fahren Verbraucher ihre Ausgaben zurück, um in Zeiten der Inflation das Geld beisammenzuhalten.
An den Börsen geht es mit den Kursen für die Chiphersteller schon seit längerem bergab. So sank der Börsenwert von TSMC seit Jänner von noch mehr als einer halben Billion Dollar auf nur noch rund 332 Milliarden Dollar. Andere Unternehmen hat es aber noch schlimmer erwischt. So schrumpfte die Marktkapitalisierung von Nvidia von fast 900 Milliarden Dollar im November 2021 auf zuletzt nur noch 286 Milliarden Dollar. Für den Aktienkurs von Infineon ging es seit dem Jahreswechsel um mehr als 40 Prozent bergab.
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