Nach Plakat-Protest

Journalistin mit Tochter aus Russland geflohen

Ausland
17.10.2022 14:05

Die Journalistin Marina Owsjannikowa ist gemeinsam mit ihrer Tochter aus Russland geflohen. Die 44-Jährige hatte am 14. März während einer Live-Fernsehsendung bei ihrem damaligen Arbeitgeber Perwy Kanal mit einem Plakat gegen den russischen Einmarsch in die Ukraine protestiert. Owsjannikowa stand unter Hausarrest und war auf eine Fahndungsliste gesetzt worden. Gegen sie war im August wegen der „Verbreitung von Falschinformationen“ über die russische Armee Anklage erhoben worden. Ihr drohen bis zu zehn Jahre Haft. Sie durfte auch keine Kommunikationsmittel nutzen.

„Owsjannikowa und ihre Tochter haben Russland verlassen“, gab ihr Anwalt Dmitri Sachatow am Montag bekannt. „Sie sind jetzt in Europa. Es geht ihnen gut.“

Vor ihrer Flucht ins Ausland hatte Owsjannikowa nach Angaben ihres Anwalts die Wohnung verlassen, in der sie in Russland unter Hausarrest stand.

Sie werde sich zu einem späteren Zeitpunkt öffentlich zu ihrer Flucht äußern, „aber im Moment ist es nicht sicher“, so Sachatow.

Live-Protestaktion im russischen TV

Mit ihrer „spontan“ gestarteten Protestaktion habe sie diese „Propaganda“ der russischen Regierung enttarnen wollen und „vielleicht Menschen ermutigen, dass sie den Krieg verurteilen“, sagte die Journalistin damals. Auf dem Plakat, das die Journalistin damals in die Kamera gehalten hatte, stand geschrieben: „Stoppt den Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Hier werdet ihr belogen“. Dafür bekam die bis dahin als linientreu geltende Redakteurin weltweit Anerkennung. In Russland wurden Geldstrafen gegen sie verhängt. Zwischenzeitlich lebte sie nach der Aktion im Ausland und berichtete für die deutsche Zeitung „Welt“.

Zwischenzeitlich hielt sich die Journalistin in Deutschland auf, wo sie für die Zeitung „Die Welt“ arbeitete. Im Juli kehrte Owsjannikowa nach Russland zurück, um das Sorgerecht für ihre beiden minderjährigen Kinder zu kämpfen, das ihr in Russland lebender Ex-Mann ihr wegnehmen wollte. Ihre Kritik an der russischen Offensive in der Ukraine setzte sie fort.

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