Jahrelanger Missbrauch

Familiendrama: „Wenn er trinkt, schlägt er!“

Kärnten
18.10.2022 06:01

Szenen eines Familiendramas in Kärnten: Mann soll jahrelang Frau und Kinder misshandelt haben. Ihm drohen 15 Jahre Haft!

Hand in Hand spazieren ein Mann und eine Frau Montagfrüh in das Landesgericht Klagenfurt, gefolgt von zwei Buben im Teenageralter - eine heile Familie.

Angriff auf Kinder ist ein Verbrechen
Das Bild wird jäh zerstört, als Mutter und Kinder vor Saal 129 Platz nehmen, der Vater drinnen auf der Anklagebank. Denn er muss sich wegen fortgesetzter Gewaltausübung in besonders verwerflichem Ausmaß verantworten. Gegenüber seiner Frau ist das laut Strafgesetzbuch ein Vergehen, gegenüber den Kindern allerdings ein Verbrechen.

Aussagen treiben Staatsanwältin die Tränen in die Augen
„Es kommen einem die Tränen, wenn man sich die Aussagen der Opfer ansieht“, sagt Staatsanwältin Ines Küttler. Über viele Jahre hinweg habe der Angeklagte, ein 46-jähriger Maurer, die Familie in Villach terrorisiert und tyrannisiert. „Er hat grundlos zugeschlagen, mit den Fäusten, mit dem Gürtel. Am schlimmsten wurde es mit Alkohol“, so Küttler. „Wenn er trinkt, schlägt er!“ Der Familienvater schüttelt den Kopf.

Anti-Gewalt-Plakate sollen zur Bewusstseinsbildung beitragen. Ob’s nutzt? (Bild: Jauschowetz Christian)
Anti-Gewalt-Plakate sollen zur Bewusstseinsbildung beitragen. Ob’s nutzt?

Nein, so sei das alles nicht gewesen. Es stimmt, dass er Fehler gemacht habe. Und auch, dass er trinke. „Ich war zu wenig für die Familie da“, meint er. „Und dass man solche Dinge von mir behauptet, ist eine Nachricht an mich, dass ich mich bessern muss.“ Aber außer ein paar „ordentliche Watschen“ hätte es keine Züchtigungen für die Kinder gegeben; mit der Gattin sei man eben sehr temperamentvoll umgegangen. „Wir schreien leider gleich los, sehr laut und sehr viel.“

Ehefrau macht Rückzieher
„Ihre Frau ist ins Frauenhaus geflüchtet. Wie erklären Sie sich das?“, hakt Richter Christian Liebhauser nach. „Das war nur, weil ich nicht zu Hause war, im Ausland zu tun hatte.“ Immer wieder hat es Anzeigen wegen Gewalt in der Familie gegeben. Immer wieder hat die Ehefrau alle Vorwürfe zurückgezogen.

Zitat Icon

Sie wurde im Gewaltschutzzentrum betreut, doch vor kurzem hat sie den Kontakt abgebrochen und will keine Hilfe mehr.

Opferschutzanwältin Alexandra Slama

Jene Frau, die angegeben hatte, fast täglich geschlagen worden zu sein, die auch ihre Kinder nicht vor dem gewalttätigen Ehemann hätte schützen können, hält mit dem mutmaßlichen Täter wieder Händchen, schweigt und verweigert die Aussage. Die Buben, unschuldig in das Drama hineingezogen, sagen auch nichts mehr; vielleicht hoffen sie, dass die zerrüttete Familie zusammenwächst und der Papa wieder zum Papa wird.

Wie geht es nun weiter?
Angeklagt ist „fortgesetzte Gewaltausübung“, ein Delikt, das im Kampf gegen Femizide und häusliche Gewalt verschärft wurde: Wird die Gewalt länger als ein Jahr ausgeübt, beträgt der Strafrahmen fünf bis 15 Jahre Haft! Für das Gericht wird die Beweiswürdigung ohne Aussagen der vermeintlichen Opfer schwierig. Es wurde vorerst vertagt.

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