Prozess in Ried

Geschäfte mit Waffen und NS-Fahne in Justizanstalt

Oberösterreich
17.10.2022 18:13

Der frühere Rädelsführer des rechtsextremen Netzwerks „Objekt 21“ stand am Montag in Ried im Innkreis (OÖ) neuerlich wegen Wiederbetätigung sowie wegen Vergehen nach dem Waffengesetz vor Gericht. Mit angeklagt war seine Schwester. Sie soll ihm geholfen haben, aus der Haft heraus den Verkauf einer Maschinenpistole samt Munition und von Nazi-Devotionalien einzufädeln.

Jürgen W. wird in Dokumentationen über das rechte Lager noch immer als Größe geführt. Staatsanwalt Alois Ebner sagt über den 38-Jährigen: „Nationalsozialistisches Gedankengut hat sein Leben geprägt und zerstört.“ Der negative Höhepunkt sei seine führende Mitgliedschaft beim rechten Kulturverein „Objekt 21“ gewesen. Mehrere Verurteilungen wegen Wiederbetätigung markieren den Lebensweg des Angeklagten in Ried/Innkreis.

Jürgen W. soll einem Mithäftling in Suben eine Maschinenpistole angeboten und den telefonischen Kontakt zu seiner – nun mitangeklagten – Schwester (35) eingefädelt haben. Was Jürgen W., der im Gefängnis den Spitznamen „der Nazi“ trägt, nicht wusste: Der Mithäftling ging mit seinem Wissen zur Staatsanwaltschaft, weil er sich eine frühere Entlassung erhoffte. Daraufhin trat als Abnehmer ein verdeckter Ermittler auf, der die Maschinenpistole um 3000 Euro erwarb.

Deradikalisierungsexperte als Zeuge beim Prozess
Als Nächstes soll der Angeklagte, dem übrigens ein Deradikalisierungsexperte am Montag bescheinigte, „auf einem guten Weg zu sein“, dem Mithäftling um 20.000 Euro Nazidevotionalien angeboten haben. Unter anderem ging es um eine Hakenkreuzfahne, die bei einer Rede Hitlers in Kassel 1934 gehangen sei. Die Schwester gab zu, in die Waffenübergabe verwickelt gewesen zu sein.

Sie habe sich nichts dabei gedacht, das Geld für eine OP benötigt. Der Vermittler habe sie bedrängt, ihr sogar eine Reise nach Mexiko versprochen. Vor dem Verkauf des anderen „Zeugs“ habe sie sogar einen Anwalt kontaktiert. Dieser habe ihr erklärt, dass der Verkauf an einen Sammler unbedenklich sei. Mit rechter Ideologie habe sie nichts zu tun.

Weil der ehemalige Mithäftling am Montag nicht als Zeuge erschienen ist, aber zugesagt hat, zu einem anderen Termin auszusagen, wurde der Prozess am Nachmittag vertagt.

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