Tausende nach Belarus
„Ziele erreicht“: Moskau beendet Teilmobilisierung
Die russische Hauptstadt Moskau hat nach Behördenangaben die Ziele der von Präsident Wladimir Putin angeordneten Teilmobilmachung erreicht und die Einberufungen mit sofortiger Wirkung beendet. Wie viele Männer in Moskau seit der Anordnung des Kremlchefs zur Armee eingezogen worden waren, wurde nicht mitgeteilt.
Bürgermeister Sergej Sobjanin sagte, Moskau habe seine Aufgabe in der Mobilisierung erfüllt. Den Einberufungsbescheiden, die nun noch an Wohnort oder Arbeitsstelle einträfen, müsse nicht mehr gefolgt werden. Das Verwaltungsgebiet Moskau rund um die Hauptstadt meldete ebenfalls das Ende der Mobilisierungsmaßnahmen. Der Moskauer Militärkommissar Maxim Loktjew teilte russischen Agenturen zufolge aber mit, dass sich Freiwillige natürlich weiterhin melden können.
Viele Neuankömmlinge bereits tot oder in Gefangenschaft
Berichten zufolge wurden bereits viele Einberufene ohne Ausbildung und mit mangelhafter Ausrüstung direkt zum Kampf in die Ukraine geschickt. Wenig später berichteten örtliche Medien in Russland, dass Reservisten dort getötet worden oder in Gefangenschaft geraten seien.
Um die hohen russischen Verluste im Krieg gegen die Ukraine auszugleichen, hatte Putin angeordnet, 300.000 Reservisten zu mobilisieren. Auch wenn es offiziell nur um eine Teilmobilmachung ging, musste fast jede russische Familie damit rechnen, dass ihre Männer eingezogen werden. Hunderttausende Männer setzten sich in benachbarte Länder wie Finnland, Georgien oder Kasachstan ab. Zudem mussten viele Einberufene wegen schlechter gesundheitlicher Verfassung wieder zurückgeschickt werden.
Selbst Putin sprach von Fehlern
Die von weiten Teilen der Bevölkerung abgelehnte Mobilmachung hatte die größten Anti-Kriegs-Proteste seit Monaten ausgelöst. Es gab auch Brandanschläge auf Einberufungsstellen. Selbst Putin musste Fehler bei dem Unterfangen eingestehen. Er nannte als Beispiele Aufrufe zum Wehrdienst, die an Väter mit vielen Kindern, Menschen mit chronischen Krankheiten oder Personen über das Wehrdienstalter hinaus gegangen seien. Es gebe viele Fragen, Fehler dürften nicht zugelassen werden, sagte Putin. Wer irrtümlich an die Front geschickt worden sei, müsse nach Hause zurückkehren. Der Kremlchef forderte die Generalstaatsanwaltschaft auf, die Verstöße gegen die Mobilmachung zu verfolgen.
Gemeinsame Einheit an weißrussischer Grenze
Die gemeinsame Militäreinheit von Russland und Weißrussland nimmt nun langsam Formen an. Russland schickt nach Angaben des weißrussischen Verteidigungsministeriums bis zu 9000 Soldaten sowie Hunderte Einheiten Technik nach Belarus. Erwartet würden rund 170 Panzer, 200 gepanzerte Kampffahrzeuge und Artillerie, teilte der Leiter der Abteilung für internationale militärische Zusammenarbeit im weißrussischen Verteidigungsministerium, Waleri Rewenko, am Montag in Minsk mit.
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Die Gruppe sei in der Lage, sich für den Fall eines Angriffs aus dem Westen zu verteidigen, sagte der Sekretär des Nationalen Sicherheitsrats, Alexander Wolfowitsch. Zuvor hatte der belarussische Grenzschutz über eine stärkere Sicherung der Staatsgrenzen informiert. Zugleich betonte Wolfowitsch, dass sich Belarus nicht auf einen Krieg vorbereite. Es gehe vor allem um gemeinsame Manöver als Reaktion auf Militärübungen in den benachbarten NATO-Staaten. Belarus grenzt sowohl an Russland als auch an die Ukraine.
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