„Friedliche Orte“
Markt, Park, Wohnhaus in Schutt und Asche gebombt
Die russische Armee hat auch in der Nacht auf Dienstag die Ukraine mit einem Bombenhagel überzogen. Wie an den Tagen zuvor wurde wegen massiver Raketen- und Drohnenangriffe im ganzen Land Luftalarm ausgelöst. Besonders betroffen waren Charkiw, Dnipropetrowsk und Mykolajiw, wo ein Blumenmarkt, ein Park und ein Wohnhaus in Schutt und Asche gelegt wurden. Der Gouverneur der Region, Witalij Kim, nannte die Attacken, bei denen mindestens ein Zivilist ums Leben kam, „Terror gegen absolut friedliche Orte“. Präsident Wolodymyr Selenskyj kommentierte die blutigen Angriffe so: „Die Russen machen weiter das, was sie am besten können: Zivilisten terrorisieren und töten!“
Auch in der Stadt Charkiw berichtete Bürgermeister Ihor Terechow von Raketenbeschuss. „In der Stadt gab es innerhalb von fünf Minuten zwei Explosionsserien“, sagte er. Getroffen wurde nach ersten Erkenntnissen ein Industriebetrieb. Die U-Bahn stellte den Zugverkehr ein und nahm erneut den Betrieb als Schutzbunker auf. Aus der Hauptstadt Kiew berichtete Bürgermeister Vitali Klitschko ebenfalls von neuen Explosionen.
Notstromversorgung in Krankenhäusern
Im Gebiet Dnipropetrowsk wurden in Kriwyj Rij und in der Gebietshauptstadt Dnipro Explosionen gemeldet. In der nordukrainischen Stadt Schytomyr fiel nach russischen Luftangriffen die Stromversorgung aus. „Es gibt zurzeit weder Licht noch Wasser in der Stadt“, schreibt Bürgermeister Serhij Suchomlyn. Die Krankenhäuser hätten auf Notstromversorgung umgestellt. In Schytomyr lebten vor Beginn der russischen Invasion am 24. Februar rund 260.000 Menschen.
In Mykolajiw haben die Einsatzkräfte die Leiche eines Mannes aus den Trümmern geborgen, teilte Witalij Kim mit. Mit dem Blumenmarkt und dem Kastanienpark seien weitere „absolut friedliche Orte“ beschossen und zerstört worden.
Rauchwolken über vielen Städten
Auch Kreml-nahe russische Militärblogger berichteten vom Beschuss zahlreicher Regionen - und veröffentlichten in sozialen Netzwerken eine Vielzahl von Fotos und Videos mit Rauchwolken über Städten, die die neuen Angriffe dokumentieren sollen. Die Echtheit dieser auch in ukrainischen Kanälen verbreiteten Aufnahmen war zunächst nicht überprüfbar.
Russischer Bombenhagel auf die Ukraine
Die ukrainischen Streitkräfte teilten mit, dass mehrere Angriffe abgewehrt worden seien. Die Regierung in Kiew fordert vom Westen noch mehr Flugabwehrsysteme für die Luftverteidigung gegen die russischen Angriffe mit Drohnen und Raketen. Russland hatte den Beschuss in dem seit fast acht Monaten dauernden Krieg gegen die Ukraine zuletzt wieder deutlich intensiviert.
Ukrainisches Energienetz im Visier
Nach Ansicht britischer Militärexperten sind die russischen Angriffe mit Raketen und Kamikaze-Drohnen in der Ukraine höchstwahrscheinlich auf das Energienetz des Landes gerichtet. Russland habe seit dem 10. Oktober ein hohes Maß an Langstrecken-Schlägen auf Ziele in verschiedenen Teilen der Ukraine aufrechterhalten. „Es ist höchstwahrscheinlich ein zentrales Ziel dieser Aktion, weitreichenden Schaden am Energienetz der Ukraine anzurichten“, hieß es am Dienstag in einem Bericht der Geheimdienste.
Es ist höchstwahrscheinlich ein zentrales Ziel dieser Aktion, weitreichenden Schaden am Energienetz der Ukraine anzurichten.
Aus einem Geheimdienstbericht
Mitarbeiter aus AKW Saporischschja verschleppt
Der Betreiber des südukrainischen Atomkraftwerkes Saporischschja wirft Russland vor, zwei führende Mitarbeiter des besetzten AKWs verschleppt zu haben. Man wisse nicht, wo sich die beiden aufhielten und wie es ihnen gehe, teilt Energoatom auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit. Es handle sich um den Leiter der IT-Abteilung, Oleh Kostjukow, und um den Assistenten des AKW-Direktors, Oleh Oschek, erklärt der Staatskonzern. Die beiden seien am Montag festgenommen worden.
Die britischen Experten sehen seit den Rückschlägen Moskaus auf dem Schlachtfeld im Sommer eine höhere Bereitschaft, neben militärischen Zielen auch zivile Infrastruktur in der Ukraine anzugreifen.
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