Terminals überlastet

Vor Spaniens Küste stauen sich die Erdgas-Frachter

Ausland
18.10.2022 11:39

Vor der spanischen Küste stauen sich derzeit die Erdgas-Frachter. Dutzende Schiffe mit dem in Europa wegen ausbleibender russischer Energielieferungen heiß begehrten verflüssigten Erdgas (LNG) finden keine Stelle zum Entladen. Experten warnen bereits: Wenn der Rückstau nicht bald beseitigt wird, könnten sich diese Schiffe nach alternativen Häfen außerhalb Europas umsehen.

Mehr als 35 mit LNG beladene Schiffe treiben vor Spanien und im Mittelmeer, wie Händler, Analysten und mit der Situation vertraute Mitarbeiter von LNG-Terminals der Nachrichtenagentur Reuters sagten. Spanien bietet in dieser Woche aber nur sechs der begehrten Slots an seinen Terminals an, sagte ein Insider. Das Land verfügt über insgesamt sechs Terminals.

Anlagen zum Abpumpen stark ausgelastet
In einer am späten Montagabend veröffentlichten Erklärung mit dem Titel „Erklärung einer außergewöhnlichen Betriebssituation“ betonte der spanische Gasnetzbetreiber Enagas, dass er aufgrund von Überkapazitäten möglicherweise LNG-Ladungen zurückweisen müsse. Die starke Auslastung werde voraussichtlich mindestens bis zur ersten Novemberwoche anhalten. An den Anlagen kann das flüssige Gas aus den Transportschiffen abgepumpt, durch Erwärmung wieder gasförmig gemacht und anschließend in das Gasnetz eingespeist werden.

LNG-Frachter ankern auch vor anderen Ländern
Außerdem liegen LNG-Schiffe in der Nähe anderer europäischer Länder vor Anker. Das könnte darauf hindeuten, dass noch Dutzende weitere Schiffe warten, sagte ein Insider. „Wir haben eine große Anzahl von Ladungen gesehen, die vor der Küste Südspaniens warten oder im Mittelmeer kreisen“, sagte Alex Froley, LNG-Analyst beim Datenanalyseunternehmen ICIS. „Auch harren einige Ladungen vor dem Vereinigten Königreich aus.“

Warten auf höheren Preis?
Möglicherweise liege das auch daran, dass einige Schiffe vor Beginn der Heizperiode darauf warten, ihre Ladungen zu einem höheren Preis zu verkaufen. „Diese Strategie funktioniert zum Teil, weil einige Unternehmen aufgrund von Ausfällen wie der Schließung der US-Anlage Freeport über Flexibilität in ihrem Verschiffungsportfolio verfügen“, sagte Froley mit Blick auf den zweitgrößten US-Exporteur von LNG, der im Juni nach einer Explosion und einem Brand seinen Betrieb einstellte.

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