Staudamm wurde vermint

Selenskyj: „Russland bereitet großes Desaster vor“

Ausland
21.10.2022 08:25

Droht in der von Russland besetzten Region Cherson die nächste Katastrophe im Ukraine-Krieg? Ukrainische Soldaten haben eine Großoffensive begonnen, müssen aber mit heftigem Widerstand rechnen. Russland bereite ein „groß angelegtes Desaster im Süden der Ukraine“ vor, warnte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Ihm zufolge haben Putins-Truppen den Staudamm des Wasserkraftwerks in der Stadt Kachowa vermint. Bei einer Explosion wären 80 Siedlungen betroffen. 

In einer Videoansprache beim EU-Gipfel hatte Selenskyj davor gewarnt, dass das Nachbarland auch den riesigen Staudamm des Wasserkraftwerks Kachowka in die Luft sprengen könne.

Auch die Stadt Cherson könnte rasch überflutet sein
Der Damm halte 18 Millionen Kubikmeter Wasser zurück. Wenn Russland den Damm sprenge, würden mehr als 80 Siedlungen, einschließlich der Stadt Cherson, rasch überflutet.

Sorge um AKW Saporischschja
Hunderttausende Menschen wären betroffen, die Wasserversorgung großer Teile der Südukraine könnte zerstört werden, so Selenskyj. Außerdem würde ein derartiger russischer „Terrorangriff“ dem Atomkraftwerk Saporischschja das Kühlwasser entziehen, da dieses aus dem Reservoir aus Kachowka stamme.

Kernkraftwerk Saporischschja (Bild: APA/AFP/Ed Jones)
Kernkraftwerk Saporischschja

Explosionen in Charkiw, 4 Tote bei ukrainischem Beschuss in Cherson
Freitagfrüh erschütterten bereits eine Reihe von Explosionen die Stadt Charkiw im Nordosten der Ukraine. Das teilen der Gouverneur der gleichnamigen Region, Oleh Sinegubow, und Bürgermeister Ihor Terejkow, mit. Fünf Menschen seien nach Angaben Sinegubows verletzt worden. Berichte gab es zudem auch über Explosionen in Saporischschja. In der Stadt Cherson kamen russischen Angaben zufolge vier Menschen bei ukrainischem Beschuss ums Leben. Ukrainische Raketenartillerie trafen unterdessen am Donnerstagabend eine Fährüberfahrt, sagte der von Russland eingesetzte Vize-Gouverneur der Region Cherson, Kirill Stremousow.

Selenskyj: „Russland provoziert neue Migrationswelle“
Russland provoziere durch ihre Aktionen eine neue Migrationswelle von Ukrainern, die in die EU fliehen, warnte Selenskyj weiters. Die russischen Angriffe auf die Energieinfrastruktur der Ukraine sollten viele seiner Landsleute in die Flucht treiben.

In seiner Ansprache forderte Selenskyj weitere EU-Sanktionen gegen Russland, aber auch den Drohnen-Lieferanten Iran „für die Zusammenarbeit mit dem Terrorstaat“. Dem Iran müsse „jede Möglichkeit oder auch nur der Wunsch genommen werden, solche Drohnen an irgendjemanden zu liefern“.

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Russische Truppen greifen unsere Kraftwerke weiterhin mit Raketen und Drohnen an. Am Ende wird auch eine solche russische Gemeinheit scheitern.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj

Kiew fordert von EU Lieferung von mehr Flugabwehrsystemen
Selenskyj forderte in seinem Auftritt vor den EU-Regierungschefs auch die Lieferung von mehr Flugabwehrsystemen, um ein zuverlässiges Schutzschild gegen russische Angriffe zu schaffen. Konkret wandte er sich an Frankreich, Italien und die USA. Zugleich dankte er Deutschland dafür, dass es bereits das moderne Luftverteidigungssystem Iris-T geliefert habe. „Wir erwarten die Lieferung weiterer solcher Systeme sowohl aus Deutschland als auch von unseren anderen Partnern.“

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Die Lage ist schwierig. Aber wir behaupten uns. Wir verteidigen unser Land. Wir bewegen uns allmählich vorwärts und verdrängen den Feind.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj

Selenskyj bezeichnete die russische Taktik mit massiven Luftangriffen auf Kraftwerke und andere Infrastruktur als zum Scheitern verurteilt. „Russische Truppen greifen unsere Kraftwerke weiterhin mit Raketen und Drohnen an. Am Ende wird auch eine solche russische Gemeinheit scheitern.“

Russland wolle die Energieversorgung zerstören und das Nachbarland noch mehr leiden lassen. „Aber dies mobilisiert nur die internationale Gemeinschaft, uns noch mehr zu helfen und noch mehr Druck auf den Terrorstaat auszuüben.“

Russische Raketen und iranische Kamikazedrohnen abgefangen
Die Ukraine habe am Donnerstag erneut russische Raketen und iranische Kamikazedrohnen abgefangen. „Leider schießen wir noch nicht alle ab. Es gibt auch Treffer, es gibt Zerstörung“, sagte Selenskyj. „Aber wir werden alles tun, um unseren Luftraum vollständig zu schützen.“

Selenskyj bezeichnete die Lage im Kampf gegen die russischen Invasoren als schwierig. Dies betreffe besonders den Donbass im Osten und einige Gegenden im Süden. „Aber wir behaupten uns. Wir verteidigen unser Land. Wir bewegen uns allmählich vorwärts und verdrängen den Feind.“ Die Ukraine werde in diesem Krieg siegen. „Terroristen verlieren immer. Freiheit gewinnt immer.“

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