Die Murmetropole beherbergt das weltweit größte unterirdische Grubenbahnmuseum mit mehr als 50 Loks und 200 Loren. Doch kaum ein Grazer kennt diese sensationelle Anlage.
Das Montan- und Werksbahnmuseum in den Schloßbergstollen ist eines der großen Geheimnisse der Stadt Graz. Kaum einer weiß von den Schätzen, die ein kleines Grüppchen von Enthusiasten mit viel Herzblut hegt und pflegt. Denn das größte unterirdische Grubenmuseum der Welt hat seit der Kapruner Brandkatastrophe mit 155 Toten keine Betriebsstättengenehmigung mehr. Den finanziellen Aufwand, um die strengen Bestimmungen zu erfüllen, kann der Verein, der aus drei Mitgliedern rund um Obmann Günther Hofmann besteht, nicht stemmen. Und die Stadt Graz, der die ganze Anlage gehört, scheint nicht viel Interesse daran zu haben. Dabei wäre dieses Museum eine echte Sensation.
Spannende Geschichte beginnt im Zweiten Weltkrieg
Allein die Geschichte lässt sich hier mitreißend erzählen. Das Stollensystem geht auf den Zweiten Weltkrieg zurück. 1943 schufteten unzählige, vorwiegend britische Kriegsgefangene unter Anleitung der Wehrmacht und sprengten gut 6,3 Kilometer Stollen in den Berg, die der Zivilbevölkerung - etwa 40.000 Menschen hatten Platz - als Schutz dienten. „Bei den heutigen Waffensystemen würde das so nicht mehr funktionieren“, erzählt Valentin Cee im Rahmen einer Führung. Dabei zeigt er die Räume mit den Bänken, wo die Schutzsuchenden ihre Plätze einnahmen, und die Nischen, in denen Hitler-Büsten aufgestellt waren.
Er berichtet aber auch von der hohen Luftfeuchtigkeit im Stollen, die „seine“ Loks und Loren ungemein schnell rosten lässt. Er erzählt von der aufwändigen Pflege, die die alten Maschinen brauchen. Und von der Zeit, die er und seine Mitstreiter schon einmal gerne vergessen, wenn sie in ihrer unterirdischen Werkstatt tüfteln.
Ins Schwärmen gerät er, wenn er von den Druckluftweichen erzählt und ihre Funktionsweise vorführt. Davon gibt es viele, denn durch das verzweigte Stollensystem gibt es zahlreiche Kreuzungen zu meistern.
Auch die Gleisanlage hat ihren Ursprung im Zweiten Weltkrieg, wurde doch das Aushubmaterial mit einer Dampflok in die Mur befördert. Angeblich gibt es sogar ein Stollensystem unter dem Stollensystem, wie Zeitzeugen berichten, aber da wurden alle Zugänge zugemauert oder verschüttet.
Viele kleinere und große Sensationen
Auf dem Weg den Gleisen entlang entdeckt man immer wieder kleine Sensationen - das schwerste Schienenfahrrad der Welt etwa, Lokomotiven, in die man sich selbst als schlanker Mensch hineinzwängen muss und jede Menge ungewöhnlicher Warnschilder, über die Valentin Cee ungewöhnliche Geschichten erzählen kann.
Geheimnisvolles Reich
Es ist ein Ausflug in ein geheimnisvolles, manchmal etwa unheimliches, aber immens spannendes unterirdisches Reich, den das Montan- und Werksbahnmuseum Interessierten ermöglicht. Bei den Führungen für maximal zwölf Personen gelten hohe Sicherheitsauflagen; warme Kleidung (im Stollen hat es um die 10 Grad) und festes Schuhwerk sind Voraussetzung.
Alle Informationen über den Verein und das Museum findet man hier.
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