Altstadt- oder Klimaschutz? Diese Prioritätenfrage verursacht in Graz immer öfter dicke Luft zwischen potenziellen Bauherren und den Behörden. An einer Lösung wird gearbeitet.
Blaue, gelbe, grüne (Hoch)-Häuser, Glitzerdächer, schwarze Eternitplatten, Energiewerk, Friedhof: Der Blick vom Grazer Kalvarienberg zeigt ein buntes Bild von der Umgebung.
Umso überraschter waren Petra und Gerhard Baumann, dass ihre geplante Fotovoltaik-Anlage am Dach ihres Hauses im Kalvarienweg (Gösting) negativ beurteilt wurde: „Unser Vorhaben ist ja nicht einmal bewilligungs-, sondern nur meldepflichtig, für uns war das eigentlich nur eine Proforma-Sache“.
Rund um uns gibt es Dächer in allen Farben, ein E-Werk, schwarze Eternitplattenfassaden und vieles mehr - wieso stören dann unsere Paneele? Welche Maßstäbe legt man an?
Gerhard Baumann
Entscheidung erzeugt Kopfschütteln
22 Standardpaneele wollte man anbringen, „um Energiekosten zu senken und Klimaschutz zu betreiben“. Aber leider: Die Altstadtkommission befand, dass die Paneele den Ausblick vom nahen Kalvarienberg aus stören würden.
Da sich Fälle wie diese häufen, brachten die Grünen nun einen dringlichen Antrag im Gemeinrat ein, in dem auf eine Anpassung der landesgesetzlichen Grundlagen gedrängt wird: „Die Genehmigungsverfahren von PV-Anlagen im geschützten Altstadtbereich müssen für die Stadt vereinfacht werden.“
Potenzial von 1700 Hektar
Die Grüne Gemeinderätin Alexandra Würz-Stalder präzisiert: „Angesicht von Energie- und Klimakrise ist der Ausbau von Fotovoltaik ein Gebot der Stunde. Wir hätten dafür in Graz ein Potenzial von 1700 Hektar Dachflächen zur Verfügung. Die Errichtung von PV-Anlagen ist im Bereich der Altstadt derzeit allerdings nur in Einzelfällen möglich - das muss sich ändern!“
Die Unesco-Schutzzone zum Erhalt des Weltkulturerbes soll natürlich ausgenommen bleiben.
Grazer Grün-Gemeinderätin Alexandra Würz-Stalder, die den dringlichen Antrag eingebracht hat
Grazer gehen in Berufung
Familie Baumann möchte jedenfalls nicht so rasch aufgeben: „Wir werden die Entscheidung berufen, das steht für uns fest. Wir möchten wissen, woran genau sich die Kommission stößt. Wobei - eines ist auch klar: Ewig können wir nicht warten. Der Kostenvoranschlag beträgt bereits jetzt mehrere Tausend Euro, jedes Monat Wartezeit bringt in Zeiten wie diesen eine Verteuerung.“
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