Harte Kritik in Medien

René Benko: Zwischen Party- und Katerstimmung

Wirtschaft
22.10.2022 06:00

Der Immo-Jongleur enthüllte den Namen seines künftigen Wiener Luxus-Kaufhauses. In Deutschland setzt es derweilen harte mediale Kritik.

Als Korruptionsermittler Dienstagfrüh das Haus seiner Signa-Holding durchsuchten, weilte René Benko noch in Saudi-Arabien. Donnerstagabend, kurz nach seiner Rückkehr, feierte er eine pompöse Party im Wiener Museumsquartier. Es galt, den Namen seines künftigen Luxuskaufhauses in der Mariahilfer Straße zu enthüllen: Lamarr, benannt nach der in Wien geborenen Künstlerin Hedy Lamarr.

Der Immo-Jongleur hatte das ehemalige Kika-Leiner-Haus kurz nach Weihnachten 2017, mit Unterstützung der damaligen Spitzenpolitik unter der Leitung des damals neuen Kanzler Sebastian Kurz, laut Medienberichten zum Schnäppchenpreis von 60 Millionen Euro erworben.

„Mit wem haben sich Deutschlands Politiker da eingelassen?“
Am Freitag dürfte sich in der Firmengruppe des Tirolers Katerstimmung breit gemacht haben, zumindest beim Blick auf deutsche Medien. Der „Spiegel“ etwa berichtet über die Ermittlungen wegen Bestechung gegen den Eigner von Galeria Karstadt Kaufhof (GKK), der bislang 680 Millionen an Staatshilfen einkassierte, und fragt bereits: „Mit wem haben sich Deutschlands Politiker da eingelassen?“

Weiters heißt es in dem Bericht: „Die Ermittlungen zeichnen das Bild eines Unternehmers, der den österreichischen Staat offenbar als Selbstbedienungsladen und Marionettentheater versteht. Stellt sich die Frage: Sieht er das in Deutschland genauso?“ Immerhin sei „Signas Geschäft hochgradig fremdfinanziert“. Benko müsse „schwindelerregende Summen einwerben oder leihen, um jährlich Millionendividenden an prominente Mit-Investoren wie den Speditionsmilliardär Klaus-Michael Kühne auszuschütten. Bürgermeister oder Stadtverordnete werden dafür auch gern mal vom Chef persönlich bezirzt.“

(Bild: Screenshots/bloomberg.com/ft.com/faz.net, Krone KREATV)

Berlin als „Geisel eines Gangsters“?
Besonders hart fällt im größten deutschen Nachrichtenmagazin der Befund einer Politikerin aus Berlin aus. Wörtlich heißt es im „Spiegel“: „Benko sei ja bereits vorbestraft, sagt Katalin Gennburg, Stadtentwicklungssprecherin der Linken-Fraktion im Abgeordnetenhaus. Die neuerlichen Korruptionsvorwürfe seien ein ‚Alarmsignal‘, die Zusammenarbeit mit Benko ‚sofort zu beenden‘. Seine Methoden seien ‚hochproblematisch‘, die Stadt dürfe nicht ‚Geisel eines Gangsters sein‘.“

Schon zuvor hatten angesehene Finanzmedien wie „Financial Times“ oder „Bloomberg“ über gröbere Finanzierungsprobleme von Benkos Signa-Gruppe auf dem Kapitalmarkt berichtet. Der „Spiegel“ notiert zu diesem Thema: „Auch an den Finanzmärkten mehren sich die Zweifel. Eine 300 Millionen Euro schwere Anleihe der Signa Development Selection ist seit einigen Tagen unter Druck, was Benko als kaum beachtenswert abtat. Nach der Durchsuchungs-Nachricht ging es weiter abwärts. Mitunter war das Papier kaum mehr 55 Cent wert. Wäre es jetzt und nicht erst 2026 fällig, bekämen diejenigen, die an Benko glaubten, also von jedem geliehenen Euro nur etwas mehr als die Hälfte zurück.“

Staatshilfen: „Ein Skandal“
Selbst in ehemals Benko-freundlichen Medien wird der Gegenwind stärker: Das „Handelsblatt“ publizierte am Dienstag einen Gastkommentar unter dem Titel: „Nicht schon wieder Subventionen für den milliardenschweren Galeria-Eigner René Benko“. Autor Volker Brühl, Professor für Finanzen in Frankfurt, meinte darin: „In Zeiten des Arbeitskräftemangels müssen die Arbeitsplätze bei einer kaum zukunftsfähigen Kaufhauskette nicht gerettet werden.“ Staatshilfen für Galeria wären seiner Meinung nach „ein Skandal“.

In eben diesen turbulenten Zeiten feierte Benkos Signa-Gruppe in Wien die Namens-Gebung eines künftigen Luxuskaufhauses. Übrigens: Auch Hedy Lamarr kam laut Wikipedia zwei Mal mit dem Gesetz in Konflikt. Wegen Ladendiebstahls.

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