Bitterer Justizirrtum
Norweger saß 20 Jahre zu Unrecht in Haft
Viggo Kristiansen saß wegen angeblicher Vergewaltigung und Ermordung zweier Mädchen in Haft. Nun entschuldigte sich der Staat Norwegen für den bitteren Justizirrtum.
Der Fall trifft die norwegische Justiz in Mark und Bein, zumal es bereits der zweite binnen weniger Tage ist, für den sich der Staat in aller Form entschuldigen muss. Viggo Kristiansen – heute 43 Jahre alt – wurde zur Last gelegt, im Frühling 2000 mit seinem Freund Jan Helge Andersen zwei Mädchen im Alter von acht und zehn Jahren an einem Badesee im Freizeitgebiet Baneheia bei Kristiansand vergewaltig und ermordet zu haben.
Ein halbes Leben in Haft
Kristiansen beteuerte stets seine Unschuld, wurde aber von Andersen schwer belastet und galt für Ermittler als hauptverantwortlich für die Tat. Entsprechend hoch war das Strafmaß, mit dem ihn die Staatsanwaltschaft 2002 in zweiter Instanz hinter Gitter schickte: 21 Jahre Gefängnis plus Option auf Sicherungsverwahrung. Es ist das härteste Strafmaß im norwegischen Justizsystem.
Nach neuen entlastenden Beweisen ergab nun auch ein DNA-Analyseverfahren: Kristiansen kann nicht der Täter gewesen sein. Er wurde freigelassen. Generalstaatsanwalt Jörn Sigurd Maurud entschuldigte sich ausdrücklich bei dem inzwischen 43-jährigen Viggo Kristiansen für die „begangene Ungerechtigkeit“.
Dafür muss sich jetzt Jan Helge Andersen allein für alles verantworten. Weil er seinen Freund damals belastet hatte, erhielt er für die Zusammenarbeit mit der Polizei nur 19 Jahre Haft.

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