Propaganda-Video

Kadyrows Söhne „schenken“ Vater Kriegsgefangene

Ukraine-Krieg
23.10.2022 17:00

Tschetschenen-Führer Ramsan Kadyrow ist berüchtigt für seine Brutalität und bekannt für großspurige Propagandaauftritte. Nun präsentierte Putins Vasall ein Video, das drei seiner Söhne zeigen soll, die ihrem Vater ukrainische Kriegsgefangene als „Geschenk“ präsentieren.

Seine Söhne Achmat, Eli und Adam Kadyrow seien nach einer „ereignisreichen Reise in den Donbass“ in die tschetschenische Hauptstadt Grosny zurückgekehrt, heißt es in dem Clip, der auf dem Telegram-Kanal von Ramsan Kadyrow veröffentlicht wurde. Dann werden drei gefesselte Männer, die als „neutralisierte“ ukrainische Soldaten bezeichnet werden, dem tschetschenischen Machthaber vorgeführt und von Kadyrows Söhnen präsentiert. 

„Moderne Sklaverei“
Die Gefangenen werden als „Geschenk“ bezeichnet. Laut Recherchen von RTL/ntv handelt es sich bei den drei Männern tatsächlich um Angehörige der ukrainischen Streitkräfte. 
„Wenn das kein Theater, sondern das echte Leben ist, ist das moderne Sklaverei“, stellt der Analyst Alex Kokcharov zu dem Clip auf Twitter fest.

Er habe mit den Gefangenen gesprochen und erfahren, dass sie „weder Proviant noch volle Bewaffnung“ erhalten hätten, behauptete Kadyrow auf Telegram. „Sie erhalten lediglich eine Maschinenpistole und vier Schuss Munition. Sie sagen, es gäbe keine Pläne, sondern nur die völlige Demoralisierung des Personals“, schrieb er zudem. Das Video wurde am Donnerstag vom tschetschenischen Machthaber veröffentlicht, wann es aufgenommen wurde, ist unklar. 

Söhne sollten „wirkliche Schlacht erleben“
Anfang Oktober hatte der 45-Jährige angekündigt, seine drei Söhne im Alter von 14, 15 und 16 Jahren an die Front zu schicken, um an der Seite der russischen Truppen zu kämpfen. Es sei die Zeit für sie gekommen, eine wirkliche Schlacht zu erleben, schrieb er am 3. Oktober auf Telegram. 
Russland hat ein UNO-Abkommen unterzeichnet, wonach unter-18-Jährige nicht an Kriegshandlungen teilnehmen sollen. Kinder unter 15 kämpfen zu lassen, wird zudem vom Internationalen Strafgerichtshof als Kriegsverbrechen eingestuft. Russland erkennt diesen allerdings nicht an. 

Anfang Oktober kündigte Ramsan Kadyrow an, seine Söhne Adam, Achmat und Selimchan „Eli“ (v.l.n.r.) an die Front zu schicken. (Bild: Screenshot/Telegram/RKadyrov_95)
Anfang Oktober kündigte Ramsan Kadyrow an, seine Söhne Adam, Achmat und Selimchan „Eli“ (v.l.n.r.) an die Front zu schicken.

Glühender Kriegsbefürworter
Ob Kadyrows Söhne tatsächlich an Kriegshandlungen teilgenommen haben, ist unklar. Manche Beobachter merken spöttisch an, dass tschetschenische Kämpfer eher in Propaganda-Videos in sozialen Medien erscheinen als tatsächlich an der Front. Ramsan Kadyrow ist seit Invasionsbeginn einer der glühendsten Unterstützer von Putins Krieg und teilt vielfach Propaganda-Videos von angeblichen Erfolgen. 

Nach Rückschlägen für die moskautreuen Truppen kritisierte er die militärische Führung Russlands. Nach massiven russischen Raketenangriffen auf die Ukraine Mitte Oktober hatte er die Attacken als Vergeltung für die Explosion an der Krim-Brücke verteidigt. Nun sei er „zu 100 Prozent zufrieden mit der Durchführung der militärischen Spezialoperation“, erklärte er. 

Ramsan Kadyrow hat mit seiner ersten Frau zwölf Kinder, Berichten zufolge hat er bis zu drei Ehefrauen und vermutlich weitere Nachkommen. Seine Tochter Aishat Kadyrowa ernannte er 2020 zur stellvertretenden Kulturministerin von Tschetschenien. Unter ihrer Leitung stand auch die Delegation, mit der seine Söhne in das Kriegsgebiet reisten, heißt es in dem Video.

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