Dietrich Mateschitz hat das steirische Murtal aus dem touristischen Dornröschenschlaf geweckt. Doch wie geht es dort nach seinem Tod weiter?
Die Sonne scheint über dem Red Bull Ring, die Motoren einer Porsche-Veranstaltung brummen, Besucher genießen im Café das Wetter. Man könnte fast meinen, es wäre ein Tag wie jeder andere in Spielberg. Bis man den Gesprächen an den Tischen lauscht. „Ein Jammer, dass der Didi gestorben ist“, vernimmt man aus einer Runde älterer Ehepaare.
Jener Mann, der vor mehr als einem Jahrzehnt eine ganze Region wiederbelebt hat, wird nie wieder einen Fuß auf „seinen“ Ring setzen: Dietrich Mateschitz. „Er hat wieder Zuversicht nach Spielberg und in die ganze Umgebung gebracht und vielen Menschen eine Zukunftsperspektive gegeben“, bringt es Spielbergs Bürgermeister Manfred Lenger auf den Punkt.
“Renovierte Hotels und kaufte Brauereien“
„Es ist unmöglich, all das, was Herr Mateschitz hier an Herzblut, Heimatverbundenheit und Investment in die Region gesteckt hat, zu beziffern“, stimmt auch Michael Ranzmaier-Hausleitner, Obmann des Tourismusverbands und Gastronom, in den Tenor mit ein.
Für mich war er der Retter der gesamten Region und bekommt in meinem Herzen ein Denkmal.
Gastronom Robert Neumann
Denn in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten ging das Engagement des „Bullen“ weit über jenes an der Rennstrecke in Spielberg hinaus. In der gesamten Steiermark kaufte er Schlösser und Hotels, ließ sie liebevoll renovieren. Er engagierte sich in der Viehzucht, kaufte ein Weingut und eine Brauerei. „Für mich war er der Retter der gesamten Region und bekommt daher in meinem Herzen ein Denkmal“, verleiht Gastronom Robert Neumann seiner Hochachtung Ausdruck.
Mateschitz war auch Wohltäter
Im Ort machen Geschichten von heimlichen Wohltaten des Milliardärs die Runde: etwa von einer Bäuerin, deren Mann verstorben sei und der ihr den verschuldeten Hof hinterlassen habe. Diesen habe Mateschitz kurzerhand gekauft und für einen symbolischen Euro wieder an die Witwe verpachtet. Oder über die Summen, die der Gönner Anrainern vor Jahren zur Verschönerung ihrer Häuser zur Verfügung gestellt hat.
Großen Wind hat Mateschitz um seine Wohltaten in der Region nie gemacht. Dezent geht es daher auch am Tag nach seinem Ableben zu. Am Ring hängt keine einzige Flagge auf Halbmast, es finden sich keine Trauerflore oder Abschiedsbotschaften – auf expliziten Wunsch des Verstorbenen und seiner Familie.
Will sein Schaffen in der Region weiterführen
Mateschitz’ Tod bringt aber auch Unsicherheit mit sich. Ob sich das Füllhorn des Konzerns weiter über die Region ergießen wird, ist unklar. „Wir werden alles, was er hier geschaffen hat, in Ehren halten und hoffen, seinen Zündfunken weitertragen zu können“, verspricht der Tourismus-Obmann.
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