Der Mann hier auf dem Foto ist der Autowäscher eines künftigen Weltmeisters: Niki Lauda höchstpersönlich! Der damals 24-Jährige legte selbst Hand an seinen brandneuen Ferrari 365 GT4 2+2, Baujahr 1973, den er als Dienstwagen im Alltag fuhr. Nun wird das gute Stück vom Auktionshaus versteigert. Der Rufpreis klingt nach einer Einladung.
Bei gerade einmal 30.000 Euro soll am 18. November das Bieten beginnen, da startet die Gebotsabgabe. Am 7. Dezember ab 17 Uhr findet die Auktion statt, das Auto steht in Vösendorf vor den Toren Wiens.
Der viersitzige Gran Turismo wurde von Paolo Martin für Pininfarina gezeichnet. Von 1972 bis 1976 wurden 470 Stück gebaut. Sein 4,4-Liter-Zwölfzylinder leistet 325 PS. Später wurde er mit größeren Motoren und sogar mit Automatikgetriebe als Baureihe 400 und 412 insgesamt bis 1989 weiter produziert.
Was wird der Lauda-Ferrari wohl wert sein?
Für Spannung ist also jedenfalls gesorgt, denn es handelt sich hier zwar um ein Fahrzeug, das bereits ein paar Besitzer hatte, das einmal sogar umlackiert wurde, wo mehrfach die Papiere verloren gingen … aber mal Hand aufs Herz: Es ist ein Fahrzeug, das Niki Nationale Lauda gehört hat. „Und das ist auch gleichbedeutend damit, dass preislich nach oben hin viel möglich ist“, erklärt „Mister Ferrari“ Heribert Kasper (selbst ist er Besitzer eines Ferrari 599 GTB) im Gespräch mit der „Krone“. Für ihn ist dieser Wagen, „ein Stück Geschichte. So etwas kaufen sich Enthusiasten, stellen es sich neben ihre anderen zehn Ferraris, hängen dazu ein Bild von seinerzeit dazu und trinken darauf mit ihren Freunden ein gutes Glas italienischen Wein“, so Kasper.
Er, der selbst oft mit Niki Lauda zu tun hatte, den Top-Unternehmer auch einst für eine seiner Charitys gewinnen konnte, ist sich sicher, dass da eine Überraschung möglich ist. Kaspar weiß, wovon er spricht, schließlich kauft und verkauft er immer wieder die Nobel-Racer für seine potente Kientel. Er gibt eine Schätzung ab: „Der Wagen selbst ist kein so gefragtes Ferrari-Model. Ich glaube, dass wir bei zirka 130.000 Euro landen werden. Das wäre es. Ganz nüchtern betrachtet.“ Und wenn man es emotional betrachtet? „Dann sind bei einem Auto wie diesem ohnehin keine wirtschaftlichen Grenzen gesetzt.“
Die Geschichte des Autos
Niki Lauda hatte damals gerade einen Vertrag als Formel-1-Pilot bei Ferrari unterschrieben, als er einen Ferrari Daytona und den 365 GT4 bekam. Den Daytona machte er sofort zu Geld, den Viersitzer fuhr, hegte und pflegte er. „So ist es nur allzu nachvollziehbar, dass sich Niki Nazionale im September 1973 nicht einmal beim Autowaschen das Grinsen verkneifen konnte. Er hatte gerade den ersten Schritt in Richtung einer Weltkarriere getan, da legte man gern auch einmal selbst Hand an“, schreibt das Dorotheum im Begleittext, und erzählt die Geschichte des Wagens:
"Ziemlich genau zwei Jahre später kürte er sich in Monza beim Großen Preis von Italien noch vor Saisonende erstmals zum Weltmeister auf Ferrari.
Den ursprünglich silbernen Ferrari 365 GT4 2+2 hatte Lauda da schon eine Weile nicht mehr. Zu mühsam und zu teuer war es ihm, den Wagen, den er von Anfang mit italienischen Ausfuhrkennzeichen (“Escursionisti Esteri„) fuhr, durch den österreichischen Zoll zu bringen. Im Jänner seines ersten Weltmeister-Jahres nutzte er die erstbeste Gelegenheit, den Ferrari loszuwerden. Vom Süden kommend gleich hinterm Brenner war ein Spezi Ferrari-Markenleiter bei Denzel in Innsbruck, und dem wollte er den gut ein Jahr alten Boliden umhängen. Der winkte wider Erwarten ab, hatte aber einen Bruder, der sich erbarmte und den als gelernten Steuerberater keinerlei Zollangelegenheiten aus der Ruhe bringen konnten.
Nach zwei weiteren, nicht ganz unbekannten Besitzern - der eine, Karl Oppitzhauser, wie Lauda Rennfahrer, nur nicht ganz so erfolgreich, und der andere, Michael Denzel, Sprössling von Ferrari-Importeur Wolfgang Denzel, der den 365 GT4 von Grigio Argento auf Dunkelrot metallic umlackieren ließ - verlor sich die Spur von Nikis Ferrari. Jahrzehntelang wusste niemand so recht, wo er denn war und ob es ihn noch gab, nicht einmal sein aktueller Besitzer hatte auch nur die leiseste Ahnung von der vorzüglichen Provenienz seines Ferraris.“
Das hat sich ja nun geändert. Man darf gespannt sein, wer der nächste Besitzer wird - und wie viel ihm der „Legendewagen“ wert ist.
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