Liebe im Bundesheer
Wenn die Fassade bröckelt
Auf Festivals hochgelobt, erobert der Film „Eismayer“ rund um eine Liebe unter Soldaten nun die heimischen Kinos. Schauspieler Gerhard Liebmann und Regisseur David Wagner im Talk.
Eine Geschichte auf wahren Begebenheiten beruhend, berührt meist doppelt. In diesem Fall wohl auch die Schauspieler Gerhard Liebmann und Luka Dimic, deren „Originale“ bei den Dreharbeiten zu „Eismayer“ sogar über die Schulter schauten. Titelantiheld des Filmes, der nach seiner Premiere bei der Viennale am 28. Oktober in den österreichischen Kinos anläuft, ist Vizeleutnant Eismayer. Der gefürchtetste Ausbildner beim rot-weiß-roten Bundesheer.
Er führt ein Doppelleben als Vorzeige-Macho in der Öffentlichkeit und als Schwuler im Geheimen. Als ein junger Soldat einrückt, der offen schwul ist, und Eismayer sich in ihn verliebt, fängt die Fassade zu bröckeln an. Wie sehr wünscht sich Regisseur und Drehbuchautor David Wagner eine Zeit, in der es einen Film über Homosexualität beim Bundesheer nicht mehr bräuchte, weil die sexuelle Orientierung unwichtig ist? „Das ist, was ich mir wünsche. In der Realität sind wir noch lange nicht dort. Der Diskurs ist sauwichtig. Sobald man außerhalb einer bestimmten Blase lebt, merkt man, was es da für Widerstände gibt, sich überhaupt eine schwule Liebesgeschichte anzuschauen“, so Wagner.
„Ich glaube, das wird sich nie ändern. Wobei ich merke, dass Männer dies schlimmer empfinden als Frauen“, fügt Liebmann hinzu. Für seine Rolle „diesen militärischen Körper zu kriegen“ beschreibt Liebmann als größte Herausforderung. „Was passiert, sobald man in dieser Uniform steckt. Wie bewegt sich der Körper in der Kaserne? Das ist anders als draußen auf der Straße.“ Gut verkörpert fühlten sich jedenfalls die beiden „Originale“ Charles Eismayer und Mario Falak. „,Brav‘, meinte er, und er hat mir am letzten Drehtag in der Kaserne gesagt, er gehe nächstes Jahr in Pension. Ich könne als Ausbildner weitermachen, und ich darf sogar sein Namensschild tragen“, so Liebmann im „Krone“-Interview.
Zurück zu Liebmanns weniger optimistischem Blick auf die gesellschaftliche Akzeptanz. „Ich habe das Gefühl, dass der Mensch nicht wirklich lernfähig ist. Er kann schon Sachen verbessern, er kann auch so tun, als ob er ein besserer geworden wäre, aber wenn es ans Eingemachte geht, dann wird der Mensch zum Tier, und zwar zu einem grausamen. Ich glaube nicht, dass es diesen ,Heile-Welt-Zustand‘ jemals geben wird.“ „Die Gesellschaft spaltet sich - und gerade deswegen ist es wichtig, mit unserer Bildsprache etwas Verbindendes zu finden. Etwas, bei dem wir als Menschen aus einer anderen Perspektive heraus Dinge erleben können, um ein Gefühl für den andern zu bekommen“, so Wagner.
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