In der Ukraine
„Schmutzige Bombe“: IAEA will Anlagen inspizieren
Die Internationale Atomenergie-Organisation bereitet sich darauf vor, in den kommenden Tagen Inspektoren zu zwei ukrainischen Standorten zu entsenden. Das teilte die IAEA in Wien am Montag auf Anfrage Kiews mit. „Die Internationale Atomenergie-Organisation ist sich der Erklärungen bewusst, die die Russische Föderation am Sonntag über angebliche Aktivitäten an zwei Nuklearstandorten in der Ukraine abgegeben hat“, erklärte die IAEA in einer Erklärung.
Die Organisation fügte hinzu, dass beide Standorte bereits Gegenstand von Inspektionen der IAEA waren und einer vor einem Monat inspiziert wurde. „Die IAEA bereitet sich darauf vor, die Standorte in den kommenden Tagen zu besuchen“, hieß es weiter. Kurze Zeit später wurde noch am Montag aus Diplomatenkreisen in New York verlautet, dass Moskau seine Vorwürfe, die ukrainische Regierung wolle eine atomar verseuchte Bombe zünden, vor den UNO-Sicherheitsrat bringen wird. Eine entsprechende Aussprache des mächtigsten UNO-Gremiums hinter verschlossenen Türen soll am Dienstag nach einem Treffen zum Konflikt in Syrien stattfinden - vermutlich am frühen Nachmittag.
Russland fürchtet Einsatz „schmutziger Bombe“
Russland hatte zuletzt seiner Sorge vor einem möglichen Einsatz einer „schmutzigen Bombe“, eines mit radioaktivem Material versetzten Sprengsatzes, durch die Ukraine erneut Ausdruck verliehen. Der russische Generalstabschef Waleri Gerassimow habe das Thema mit seinem britischen Kollegen Tony Radakin besprochen, melden russische Nachrichtenagenturen am Montag, ohne Details zu nennen.
Eine britische Regierungssprecherin bestätigte das Gespräch. Die westlichen Atommächte Frankreich, Großbritannien und die USA hatten Russlands Behauptung zurückgewiesen, die Ukraine wolle auf ihrem eigenen Gebiet eine nuklear verseuchte Bombe zünden. Die Behauptung über eine „schmutzige Bombe“ sei eindeutig falsch, hieß es in einem gemeinsamen Statement der Außenminister der Länder. „Die Welt würde jeden Versuch durchschauen, diese Behauptung als Vorwand für Eskalation zu nutzen.“ NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg rief Russland dazu auf, seine „falsche Behauptung“ zu einer nuklear verseuchten Bombe nicht als Vorwand für eine weitere Eskalation des Kriegs gegen die Ukraine zu nutzen.
Westmächte sehen „keine Hinweise“
„Wir sehen nach wie vor keine Vorbereitungen der russischen Seite für den Einsatz von Atomwaffen und zu diesem Zeitpunkt auch nichts in Bezug auf den möglichen Einsatz einer ,schmutzigen Bombe‘“, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen US-Sicherheitsrates, John Kirby, Montagabend. „Wir haben in der Vergangenheit gesehen, dass die Russen gelegentlich andere für Dinge verantwortlich gemacht haben, die sie vorhatten zu tun“, warnte Kirby. Es gebe derzeit aber keine Hinweise, dass dies hier der Fall ist. „Aber es ist ein Schauspiel, das wir schon gesehen haben.“
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wies die Behauptungen Russlands am Montagabend ebenfalls zurück. „Das Gefühl einer Niederlage in Russland wird stärker“, so Selenskyj. Das Land habe einmal politisches Gewicht gehabt, heute werde es zunehmend isoliert international. Russland habe nicht nur sein Potenzial für den „Irrsinn“ eines Krieges gegen die Ukraine und die gesamte freie Welt weggeworfen. Das Land müsse heute auch etwa den Iran anbetteln wegen Drohnen und erfinde „verschiedenen Unsinn“ über die Ukraine, um vom Westen Zugeständnisse zu erreichen, sagte Selenskyj.
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