Anrainer in Wien-Oberlaa befürchten, ihre Häuser nicht mehr renovieren zu dürfen. Sie sprechen von „Teilenteignung“ und gehen auf die Barrikaden.
In Oberlaa, am südlichsten Zipfel Wiens, brodelt es schon seit zwei Jahren. Auslöser waren die Pläne für eine Verbauung rund um die Endstation der Linie U1. Rasch formierte sich eine Bürgerinitiative, die sich seitdem für den Erhalt des Dorfes starkmacht.
Nun sorgt eine neue Flächenwidmung samt Schutzzone wieder für einen Aufschrei. Die geplante Widmung würde zwar das Ortsbild und den Dorfcharakter wahren wollen, schießt aber weit über das Ziel hinaus.
Die Schutzzone dient nicht dem Erhalt, sondern dem Verfall Oberlaas, wenn Bruchbuden bedingungslos geschützt werden.
Ein Anrainer
Geplante Widmung ist wie eine „Teilenteignung“
„Die Schutzzone dient nicht dem Erhalt, sondern dem Verfall Oberlaas, wenn Bruchbuden bedingungslos geschützt werden“, so die Meinung der Anrainer. Schlechte, teils feuchte und schimmlige Bausubstanzen werden als „schützenswert“ eingestuft, jedoch ist in vielen Fällen eine Sanierung dieser Gebäude nicht mehr möglich, somit ein weiterer Verfall vorprogrammiert. Der Schaden ist noch größer, denn bei vielen Liegenschaften wird die Nutzfläche so stark eingeschränkt, dass damit auch der Wert des Grundstückes massiv gedrückt wird.
Und auch für die Betriebe bedeutet die geplante Widmung eine Art „Teilenteignung“, sagen Betroffene. „Wir können unseren Betrieb in den nächsten Jahren nicht vergrößern und weiterentwickeln“, beklagen Wirte und andere Unternehmer.
Und so geht es vielen Weinbauern und Landwirten in der Gegend. Außerdem können viele Bewohner auf ihrem Grundstück keinen Wohnraum mehr für die Folgegenerationen schaffen, wenn die geplante Widmung beschlossen wird, da die bebaubaren Flächen reduziert werden. Sorge bereitet somit, dass in ein paar Jahren viele Häuser leer stehen werden und junge Menschen aus Oberlaa fortziehen müssen. „Es würde ein Geisterdorf übrig bleiben, das werden wir unter keinen Umständen zu lassen!“, sagt ÖVP-Bezirksrat Rudi Wieselthaler.
Bis zum 3. November können Einwände bei der MA 21 (Stadtplanung) eingereicht werden. Die für die Stadtgestaltung zuständige MA 19 sagt dazu: „Die Schutzzone im Südraum Favoritens wurde auf vielfach geäußerten Wunsch im Zuge des Beteiligungsprozesses für den Südraum Favoriten überarbeitet, um die wertvollen historischen Ortskerne auch für die Zukunft zu erhalten.“
Mit maroden Häusern wird das wohl kaum gelingen ...
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