Geht der Trend weiter?

Gaspreis sinkt – Kunden spüren aber nichts davon

Wirtschaft
25.10.2022 15:20

Der Preis für europäisches Erdgas hat am Dienstag die Talfahrt der vergangenen Handelstage fortgesetzt und ist weiter unter die Marke von 100 Euro je Megawattstunde (MWh) gefallen. In der Früh rutschte der Preis bei TTF, einem virtuellen Handelspunkt für niederländisches Erdgas, um etwa vier Prozent auf 94,59 Euro je Megawattstunde. Der TTF gilt wegen seiner Größe als Richtschnur für das europäische Preisniveau. Bei den Endkunden dürften die niedrigen Preise - zumindest vorerst - kaum ankommen.

Seit Ende der vergangenen Woche geht es mit dem Gaspreis nach unten, wobei der TTF (Title Transfer Facility) zu Beginn der Woche erstmals seit Juni unter 100 Euro gefallen war. Seit Beginn des Monats ist der Preis für europäisches Gas um knapp 50 Prozent gefallen. Das Rekordhoch hatte die Notierung Ende August bei 342 Euro je Megawattstunde erreicht. Damals hatte ein Lieferstopp von Erdgas aus Russland einen rasanten Höhenflug beim Preis für Erdgas ausgelöst.

Mildes Wetter, volle Speicher
Am Markt wurde auf milde Herbsttemperaturen verwiesen, die den Verbrauch an Erdgas niedrig halten - die Heizsaison ist noch nicht voll angelaufen. Darüber hinaus sind die Gasspeicher gut komplett gefüllt. Analyst Andreas Steno Larsen verwies auf Twitter zudem darauf, dass europäische Länder sehr große Mengen an Flüssiggas bestellten, nachdem die Europäische Kommission im Juni die Staaten aufgefordert hatte, Reserven anzulegen. Nun ist aber kein Speicherplatz mehr verfügbar, Tankschiffe müssen derzeit auf das Entladen warten. Der Gaspreis könnte somit noch weiter sinken. 


Wenn es viel Gas gibt und der Preis aktuell sinkt, warum kommt das nicht bei den Verbrauchern an, die vor hohen Rechnungen zittern? Experten verweisen darauf, dass sich die kolportierten Gaspreise auf kurzfristige Lieferungen beziehen, die aktuell von den hohen Temperaturen und den vollen Speichern beeinflusst werden. Langfristige Verträge sind damit nicht betroffen.

Langfristige Entwicklung ausschlaggebend
Christoph Dolna-Gruber von der Österreichischen Energiagentur (AEA) verweist außerdem darauf, dass die Preise bei Futures - längerfristigen Termingeschäften - zwar auch gesunken seien, aber nicht ganz so stark. Diese seien für Endkundenpreise relevanter, erläuterte er auf Twitter.

Trotz der jüngsten Entspannung liegt der Preis für europäisches Erdgas immer noch auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Im Jahr 2020 lagen die Notierungen des TTF noch unter der Marke von 20 Euro.

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