Der Ukraine-Krieg und die Rekord-Inflation trüben den Ausblick deutlich ein. Trotzdem zeigen wir uns krisenfest: Mehr als die Hälfte der Österreicher bezeichnen sich als glücklich.
Sogenannte multiple Krisen beuteln die Österreicher durch. Zum dritten Mal hat die Industriellenvereinigung (IV) gemeinsam mit dem Institut für empirische Sozialforschung (IFES) pünktlich zum Nationalfeiertag nun die Stimmung in der Gesellschaft mit 1200 Online- und Telefoninterviews abgefragt – zu den Themen Zusammenhalt, Lebensqualität, Politik, globale Entwicklung und Innovationsfreudigkeit. Und wir zeigen uns offenbar durchaus krisenfest. Denn immerhin sind 64 Prozent der Bevölkerung grundsätzlich mit der eigenen Lebenssituation zufrieden. Mehr als die Hälfte bezeichnen sich sogar als glücklich.
Allerdings trüben sich die persönlichen Erwartungen zumindest die nächsten drei Jahre ein. Die allgemeine (Politik-)Verdrossenheit erkennt man etwa daran, dass fast zwei Drittel der Befragten meinen, dass sich Österreich in die falsche Richtung bewege. IFES-Geschäftsführer Reinhard Raml betont: „Das politische System ist gefordert, Antworten auf die vielen Herausforderungen zu finden.“ Auffällig sind die Unterschiede zwischen Stadt und Regionen. So sieht man im urbanen Raum den eingeschlagenen Pfad positiver als auf dem Land.
Die Österreicher zeigen sich krisenfest. Denn mehr als die Hälfte der 1200 Befragten im Land bezeichnen sich trotz des Ukraine-Krieges und der explodierenden Preise bei Strom und Gas bzw. der aktuellen Rekord-Inflation als glücklich im Leben.
Was bleibt, ist aber ein grundsätzliches Vertrauen in die Wirtschaft und den Unternehmergeist mit 71 Prozent. Zudem – wohl auch im Lichte des Physik-Nobelpreises für „Mr. Beam“ Anton Zeilinger – treten mehr als zwei Drittel dafür ein, Forschung, Entwicklung und Innovation höher zu fördern. IV-Präsident Georg Knill: „Für uns Unternehmer ist das zum einen ein klarer Auftrag, unser Land wie auch bisher weiterzuentwickeln und Innovation voranzutreiben, zum anderen liegt es auch in unserem Selbstverständnis, Verantwortung für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und unseren Standort zu übernehmen. Heute und in Zukunft.“
Auch weiterhin Menschen, nicht Maschinen wichtig
Eher optimistisch wird auch die anhaltende Digitalisierung in der heimischen Arbeitswelt betrachtet. Satte 62 Prozent halten es für unwahrscheinlich, dass ihre Tätigkeit in Zukunft von Maschinen statt von Menschen durchgeführt werden könnte. Ein Viertel bzw. ein Drittel erwartet zudem positive Effekte auf das Familienleben und in der Freizeit.
Haben Sie noch Hoffnung?
Der „Hoffnungsbarometer“ ermittelt im November anhand einer Online-Umfrage zum ersten Mal, wie hoffnungsvoll die Österreicher sind. Corona, Klimakrise und Krieg - in Zeiten wie diesen könnte einem die Zuversicht leicht abhandenkommen. Doch gerade jetzt brauche es Hoffnung, um nicht in eine Ohnmacht zu rutschen und der darauf folgenden Resignation zu verfallen, erklärt Bertram Strolz, der Gründer der Akademie für Positive Psychologie in Vorarlberg, gegenüber der „Krone“. Er hat gemeinsam mit Prof. Andreas Krafft von der Uni St. Gallen die Umfrage für Österreich initiiert.
Das „Hoffnungsbarometer“ wird in der Schweiz seit 2009 jährlich erhoben. „Die Ergebnisse waren bisher immer recht stabil, aber seit der Pandemie wurde das Bedürfnis nach Sicherheit, wie ein sicherer Arbeitsplatz, wichtiger“, erklärt Prof. Krafft. Beginnend in der Schweiz, wird die Umfrage in Zusammenarbeit mit renommierten Universitäten in Australien, Kolumbien, der Tschechischen Republik, Frankreich, Indien, Israel, Italien, Nigeria, Polen, Portugal, Spanien und Südafrika durchgeführt. Auch hier kann Krafft einen markanten Unterschied feststellen: „In europäischen Ländern sind die Zukunftserwartungen negativer als in Kolumbien oder Indien.“
Das läge daran, dass die Menschen in sogenannten ärmeren Ländern weniger zu verlieren hätten. Denn in Europa sind der Wohlstand und Lebensstandard bereits so hoch, dass viele meinen, dass es nur noch bergab gehen könne. Bei der kommenden Umfrage im November wird neben der Frage nach den Hoffnungsfaktoren auch spezifisch nach der Einstellung der Bevölkerung zum Thema Krieg und Frieden gefragt.
Wir wollen in den „Hoffnungswerkstätten“ die Jugendlichen „empowern“, ihren Blick auf das Positive richten und was sie selbst für eine gute Zukunft tun können.
Prof. Dr. Andreas Krafft, akad. Leiter Hoffnungsbarometer
Bei früheren Auswertungen hat Prof. Krafft festgestellt, dass besonders bei Jugendlichen die Erwartungen an die Zukunft negativ seien. Deshalb wurden sogenannte Hoffnungswerkstätten ins Leben gerufen. Diese werden an Schulen durchgeführt und sollen den jungen Menschen zeigen, dass sie nicht aufgeben sollen, sondern die Zukunft mitgestalten können. Dies geschieht anhand von zukunftsweisenden, sprich hoffnungsgebenden Projekten. Die HAK/HAS in Lustenau konnte mit ihrer „Hoffnungswerkstatt - Let’s change“ vor zwei Jahren den Austrian SDG-Award gewinnen. Sie haben damit bewiesen, dass man mit kreativen Lösungen und aktivem Handeln etwas bewirken kann.
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