Diskussionsthema MNS

Coronavirus: Das brachte die Maske in der Klasse

Österreich
27.10.2022 09:10

Das Maskentragen ist nach wie vor Diskussions- und Reizthema, rund um Schutzfunktion und Sinnhaftigkeit wird viel debattiert. Gerade auch im Hinblick auf die Schule. Zeigte das Tragen des Mund-Nasen-Schutzes tatsächlich Wirkung und ist diese auch so groß, dass Vor- und Nachteile einander aufwiegen? Eine Studie hat das untersucht.

Wie groß der Dämpfungseffekt des Maskentragens in den Schulen ist, lässt sich prinzipiell schwer nachvollziehen, da an den meisten Schulstandorten im Pandemieverlauf mehr oder weniger einheitliche Regeln gegolten haben. Doch an einer Schule in Kärnten ergab sich eine Art natürliche Experiment-Situation, die Rückschlüsse über die Unterschiede eines durchgehenden Einsatzes von Masken zu einem nicht-durchgehenden Einsatz erlaubt. Konkret gibt es dort neben allgemeinen Klassen auch „Sportklassen“, insgesamt besuchten im Zeitraum der Studie 614 Kinder und Jugendliche die Schule, das Durchschnittsalter betrug rund 15 Jahre. 

In den Sportklassen war während des Untersuchungszeitraumes von September 2021 bis Ende April 2022 das Ausüben des Faches „Bewegung und Sport“ im Gegensatz zu den allgemeinen Klassen durchgehend ohne Maske möglich, wie Bewegungswissenschaftler Gerald Jarnig gegenüber der APA festhielt. Er hatte gemeinsam mit Kollegin Mireille N. M. van Poppel von der Uni Graz sowie dem der Mediziner Reinhold Kerbl vom LKH Hochsteiermark in Leoben die Auswirkungen des Maskentragens untersucht, die Ergebnisse wurden kürzlich präsentiert.

(Bild: APA/dpa/Sebastian Gollnow)

Mehr Infektionen in Sportklassen ohne Maskenpflicht
In der durch die Delta-Variante geprägten Pandemie-Phase - also vor allem ab November 2021 bis zum Jahreswechsel - und in der ersten Omikron-Welle ab Mitte bzw. Ende Jänner zeigte sich, dass unter den 195 Schülern in „Sportklassen“ der Anteil an mit dem SARS-CoV-2-Erreger infizierten Schülern signifikant höher lag, als es unter den 419 anderen Jugendlichen der Fall war.

Wie viele andere bestätigt auch diese Untersuchung also, dass das Maskentragen und das Einhalten von Mindestabständen an Schulen wirksam vor Infektionen schützt.

Nach Fallen der Maskenpflicht setzte „Nachholeffekt“ ein
Allerdings wurden im Fall der untersuchten Klassen die höheren Infektionszahlen lediglich aufgeschoben: Denn nach dem Ende der Maskenpflicht im Klassenverband und der flächendeckenden Wiederaufnahme des Sportunterrichts waren die Anteile an Jugendlichen, die eine PCR-bestätigte Covid-19-Infektion hatten, nahezu gleich hoch, berichten die Forscher, die in ihrer Arbeit von einer Art „Nachholeffekt“ sprechen.

Die Forscher plädieren angesichts der Ergebnisse dafür, die längerfristigen Vor- und Nachteile der Eindämmungsmaßnahme möglichst gut wissenschaftlich aufzuarbeiten. Es brauche hier künftig eine verlässliche medizinische Datenlage und keine individuellen oder regionalen Entscheidungen.

Zitat Icon

Masken sind ein geeignetes Tool, wenn es darum geht, eine „kritische Welle“ abzuflachen.

Bewegungswissenschaftler Gerald Jarnig

Die Empfehlung der Forscher
Auf Basis der Studie empfehlen Jarnig und Kerbl bei einem neuerlichen starken Anstieg des Infektionsgeschehens vor allem eine Einführung einer Maskenpflicht außerhalb des Klassenverbandes. Gleichzeitig spreche kaum etwas gegen das Beibehalten des regulären Unterrichts inklusive „Bewegung und Sport“, wenn dieser nicht Klassen-übergreifend durchgeführt wird.

Zudem würde es in einer solchen Situation u.a. Sinn machen, Lehrkräfte gezielt zu testen, die sich zwischen den verschiedenen Klassenverbänden an den Schulen bewegen. Für Kerbl sind die Masken „ein geeignetes Tool, wenn es darum geht, eine ,kritische Welle‘ abzuflachen“. In anderen Pandemie-Phasen brächten sie im Schulkontext aber „wahrscheinlich keinen Vorteil“.

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