In einer Serie zu Allerseelen erzählt die „Steirerkrone“ die Geschichten hinter Parten. Wer war der Mensch? Was machte ihn aus? Wie erinnert man sich an den Verstorbenen? Die Schladmingerin Hannelore Brauchart machte Schlagzeilen, als Stewardess an Bord der entführten „Landshut“.
Es war der 13. Oktober 1977, der als schwarzer Tag in die Geschichte der Luftfahrt einging. Vier palästinensische Terroristen waren in Mallorca in ein Flugzeug der Lufthansa eingedrungen, sie erschossen eiskalt den Kapitän, drohten, das selbe mit den Passagieren zu machen; einem nach dem anderen. Sie wollten damit Mitglieder der Rote-Armee-Fraktion aus dem Gefängnis frei pressen. Im somalischen Mogadischu war nach 108 Stunden Todesangst Endstation für die Verbrecher. Eine Anti-Terroreinheit erschoss sie.
Mit an Bord: eine Steirerin. Hannelore Brauchart aus Schladming. Die als Chefstewardess sogar in dieser Horror-Situation kühlen Kopf bewahrte, Passagiere und die Crew versorgte, beruhigend auf alle einwirken musste. Sie behielt die Nerven. „Ihre Stärke, das war etwas, das sie ausmachte“, sagt Ernest Brauchart, der seine geliebte Frau jetzt, nach 44 Ehejahren, verlor.
Er weiß heute noch wie damals, als er sie zum ersten Mal sah. Der Grazer hatte da gerade einen schweren Schicksalsschlag hinter sich, seine erste Gattin, Mutter des erst 14 Jahre alten Sohnes, war bei einem Tauchunfall auf den Seychellen tödlich verunglückt! Dass er sich wieder verlieben könnte, war zunächst für ihn undenkbar.
Der Steirer war hin und weg
Aber da stand sie, die junge Schladmingerin, bei einem Empfang im Hotel Royer; Ernest Brauchart war hin und weg: „Sie schritt da ins Foyer, hatte ein weißes Cape um ihre Schultern, und sie lachte. Ihre Art, ihre Ausstrahlung, sie hatte so ein grandioses Auftreten. Wir sind später gemeinsam am Tisch gesessen und haben geplaudert.“ Um den späteren Hofrat in der Finanzlandesdirektion war es sofort geschehen.
In ihre Verlobungszeit fiel die Horror-Entführung. „Eine traumatische Situation für meine Frau. Sie musste daneben stehen, als der Kapitän sich hinknien musste, ihm in den Kopf geschossen wurde. Sie musste die Zettel verteilen, in welcher Reihenfolge die Passagiere erschossen werden sollten!“ Todesangst hätte sie zuerst gehabt, „aber dann hat sie nur noch funktioniert, war für die anderen da“. Die Bilder seien immer wieder aufgetaucht, auch später, „aber dann haben wir uns angewöhnt, jeweils am Befreiungstag ein Glas Champagner zu trinken. Das wurde zum Ritual“.
So wie das gemeinsame Frühstück, das das Ehepaar liebte. Die Ausflüge. Die Urlaube. Einfach Beisammen sein. „Ich habe meine Frau immer für ihre Stärke bewundert“, sagt Brauchart. Jetzt muss er selbst sehr stark sein.
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