Hightech-Milliardär Elon Musk hat laut US-Medien in der Nacht auf Freitag seine 44-Milliarden-Dollar-Übernahme des Kurzbotschaftendiensts Twitter Inc. endgültig abgeschlossen. Erster Schritt war demnach die Entlassung der Führungsspitze des mächtigen Social-Media-Unternehmens, die er beschuldigt hatte, ihn über die Zahl gefälschter Konten auf der Plattform getäuscht zu haben. Laut dem Finanzdienst Bloomberg will Musk zunächst selbst den Chefposten übernehmen.
Musk entließ Twitter-Chef Parag Agrawal, Finanzchef Ned Segal und die für den Kampf gegen Hassrede und falsche Informationen zuständige Leiterin der Abteilung für Rechtsangelegenheiten und Politik, Vijaya Gadde, wie Insider berichten. Agrawal und Segal waren in der Twitter-Zentrale in San Francisco, als der Deal abgeschlossen wurde, und wurden hinausbegleitet, fügten die Quellen hinzu.
„Der Vogel ist befreit“
Die Transaktion muss bis Freitag um 17 Uhr Ostküsten-Zeit (23 Uhr MESZ) durch sein, sonst landet der Deal doch noch vor Gericht. Eine Richterin setzte Musk und Twitter diese Frist, um die Übernahme nach monatelangem Hin und Her endlich zu regeln. In seiner üblichen Manier deutete Musk den Abschluss der Twitter-Übernahme mit einem etwas kryptischen Tweet (siehe unten) an. „Der Vogel ist befreit“, postete er in der Nacht auf Freitag ohne weitere Details beim Kurznachrichtendienst.
Bloomberg: Musk will selbst Chef werden
Twitter, Musk und die Führungskräfte reagierten vorerst nicht auf die Bitten um eine Stellungnahme. Berichten zufolge will Musk zunächst selbst den Chefposten übernehmen. Auf lange Sicht könne er den Spitzenjob aber an jemand anderen abgeben, berichtete der Finanzdienst Bloomberg. Am Freitag will Musk sich den Beschäftigten vorstellen. Das dürfte kein leichter Auftritt für ihn werden, nachdem er monatelang öffentliche Kritik am Unternehmen und dessen Führung geübt hatte.
Will lebenslange Sperren abschaffen
Angeblich will Musk auch seine Ankündigung umsetzen, lebenslange Sperren für Nutzer bei Twitter abzuschaffen. Von einer solchen - nach bisherigen Angaben unumkehrbaren - Verbannung ist unter anderem Ex-US-Präsident Donald Trump betroffen. Ob die Abschaffung der lebenslangen Sperren auch die Position von Trump verändern würde, sei noch unklar, hieß es bei Bloomberg.
Twitter darf „kein Ort des Grauens“ werden
In einem offenen Brief an Twitters Anzeigenkunden hatte der Tesla-Chef zuvor noch einmal seine Motive erläutert. Twitter dürfe kein „Ort des Grauens“ werden, wo ohne Konsequenzen alles gesagt werden könne, so Musk. Die Plattform müsse „warm und einladend für alle“ sein.
Musk hatte den Kauf stets mit dem Anliegen begründet, die Redefreiheit zu stärken. Kritiker sind besorgt, dass der Eigentümerwechsel nun zu weniger moderierten Inhalten und so zu mehr Hasspostings und Desinformation führen könnte. Das könnte auch Werbekunden abschrecken.
Musk warf der Plattform außerdem immer wieder vor, die tatsächliche Zahl der Nutzer zu hoch zu beziffern. Dem Kurznachrichtendienst zufolge liegt die Zahl der Fake- oder Spam-Konten unter fünf Prozent, während Musk von mindestens einem Fünftel der registrierten Nutzer ausgeht.
Tausende Jobs sollen wackeln
Für Schlagzeilen hatte zuletzt auch eine Meldung der „Washington Post“ gesorgt, wonach der Tesla-Chef einen Job-Kahlschlag bei Twitter plane. Er habe potenziellen Investoren gegenüber angegeben, die Mitarbeiterzahl bei einer Übernahme von 7500 auf rund 2000 zu senken. Musk wies das zurück.
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