Wird der Fall des Immobilienjongleurs für seine Geldgeber zur Belastung?
Es war im Juli, als Alfred Gusenbauer im ORF frei von der Leber weg über die Motivation von Geldgebern plauderte, die bei René Benko investieren. Der Altkanzler, der in der Signa-Gruppe seit Jahren als Aufsichtsrat und Beirat fungiert, erklärte im Wirtschaftsmagazin „Eco“ auf die Frage, warum so viele Menschen Benko so viel Geld anvertrauten: „Na, das ist ziemlich einfach: Ein Investor ist daran interessiert, dass das Geld, das er einsetzt, anständig verzinst wird. Da sind alle Investoren gleich. Und das hat er halt von Anfang an geschafft. Die Investoren haben immer gut verdient.“
Von Peugeot bis Kühne
Benko und seine Investoren, das war immer schon ein eigenes Kapitel. Einst konnte der Immobilienjongleur schillernde Figuren wie etwa den Reeder George Economou oder den Diamantenhändler Beny Steinmetz als Kapitalgeber für seine hochtrabenden Expansionspläne gewinnen. Heute zählen unter anderem die französischen Peugeot-Brüder, der Schweizer Lindt&Sprüngli-Chef Ernst Tanner oder der deutsche Speditionsmilliardär Klaus-Michael Kühne, Mehrheitsaktionär von Kühne + Nagel, zum Kreis jener, die laut Gusenbauer mit einer „anständigen“ Verzinsung ihres Geldes rechnen. Womit die Signa-Investoren bei ihrem Einstieg wohl eher nicht gerechnet haben dürften: dass auch sie aufgrund Benkos mutmaßlich zweifelhafter Geschäftsgebarung in den Fokus der medialen Berichterstattung gerückt werden würden.
„… nicht gerade seriös …“
Nach dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“ veröffentlichte in dieser Woche auch die renommierte deutsche „Wirtschaftswoche“ einen kritischen Artikel, der sich nach der Hausdurchsuchung bei Benkos Signa Holding ausführlich mit den „dubiosen Geschäftspraktiken des Immobilienkönigs“ befasst: „Ob Galeria Karstadt René Benko erneut Staatshilfe bekommt, ist noch offen. Exklusive Unterlagen zum Steuerstreit lassen Firmeninhaber René Benko jedoch nicht gerade seriös erscheinen. Dabei spielen auch Jagdgewehre und ein Weinkeller eine Rolle.“ Weiter im Text, in dem auch die aktuellen Korruptionsermittlungen thematisiert werden, folgt der Verweis auf Benkos Geldgeber: „Viele bekannte Unternehmer haben bei ihm investiert, wie der Baulöwe Hans Peter Haselsteiner und der Milliardär Klaus-Michael Kühne. Nicht nur direkt über seine Firmengruppe, sondern auch über eine Privatstiftung hatte er zuletzt Investoren an Bord geholt. Der Umstand, dass er bereits wegen Korruption verurteilt wurde, hielt Benko nicht auf.“
Der „Ösigarch“
Für besonders große Emotionen sorgt in Deutschland derzeit der Umstand, dass Signas angeschlagene Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) bereits ein drittes Mal um Staatshilfe aus dem Steuertopf angesucht hat. Laut Medienberichten geht es dabei um weitere 238 Millionen, wodurch sich die Alimentierungen der öffentlichen Hand auf insgesamt über 900 Millionen Euro erhöhen würden. Dazu kommt, dass Galeria bereits kurz nach Ausbruch der Corona-Pandemie im Jahr 2020 in ein Schutzschirmverfahren geflüchtet war - damals hatten „die Lieferanten, Vermieter und sonstigen Gläubiger“ laut der Nachrichtenagentur dpa auf rund zwei Milliarden Euro verzichten müssen. Auch wenn die Signa-Gruppe so gerne betont, dass die Handelssparte im verschachtelten Firmenkonstrukt strikt vom Immobilienbereich getrennt sei, könnten neben Wirtschaftsethikern auch die Steuerzahler die Frage stellen, ob es legitim ist, den Verlustbringer eines Milliardenkonzerns weiterhin mit Steuermillionen zu alimentieren. Der „Focus“ notierte zuletzt in einem Online-Bericht über „Ösigarch“ Benko: „Während Staat, Gläubiger und Belegschaft viele Opfer für den Erhalt der Kaufhauskette gebracht haben, scheint der Österreicher nicht viel eingebracht zu haben. Kaum war im vergangenen Januar die letzte Tranche der Beihilfen ausbezahlt, erfreute Benkos Signa ihre Anteilseigner mit einer Dividende von insgesamt 450 Millionen Euro.“
Drohende Reputationsschäden
Besonders hart ging vor wenigen Tagen übrigens die Finanzplattform „Inside Paradeplatz“ mit einem Schweizer Anteilseigner ins Gericht: Für Schokoladenkönig Ernst Tanner sei „Benkos Fall eine Belastung. Warum hat sich der vermeintlich topseriöse Tanner mit dem umstrittenen Financier zusammengetan?“ Doch auch weitere „hochkarätige, respektierte Wirtschaftsgrößen der Schweiz“ hätten sich laut dem Finanzmedium „von Benko um den Finger wickeln“ lassen. „Nun drohen ihnen eigene Reputationsschäden.“
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