Moderne Anästhesie

Ohne Narkose geht in der Chirurgie gar nichts

Gesund Aktuell
30.10.2022 16:00

Operationen ohen Narkose und Schmerzausschaltung wären reine Folter. Oder gar nicht durchführbar. Moderne High-Tech-Überwachung und Medikamente machen die Methoden der Anästhesie sicher und wirksam.

Bewusstsein ausschalten, Schmerzgeschehen unterbrechen, Muskelentspannung herbeiführen: Ohne diese Möglichkeiten wären viele Therapien und Eingriffe undenkbar oder nicht auszuhalten. Fachärzte für Anästhesiologie und Intensivmedizin verfügen dieser Tage über moderne, schonende und bestens erforschte Narkosemethoden, die effizienter denn je sind. Dabei kann die Vollnarkose immer öfter durch Regionalanästhesie ersetzt werden, um Schmerzen im OP-Bereich zu verhindern. Nicht nur während des Eingriffs, sondern mittels Katheter auch noch die Tage danach, was raschere Mobilisierung ermöglicht. Schmerzbefreit erholen sich Patienten zudem schneller. Die „Hypnose“ im Sinne des Tiefschlafs stellt einen wichtigen Bereich der Intensivmedizin dar.

Tiefschlaf kann Leben retten
Jemanden in so einen Zustand zu versetzen, ist in bestimmten Situationen lebensrettend, etwa nach schweren Unfällen, großen Operationen, bei künstlicher Beatmung oder Hirnverletzungen. Zahnbehandlungen oder unangenehme Untersuchungen (Gastro-/Koloskopie) können hingegen meist im Dämmerschlaf (Analgosedierung) durchgeführt werden. Man erreicht zweierlei: Schmerzausschaltung und Beruhigung. Der Patient atmet selbstständig und reagiert auf äußere Reize, im Gegensatz zur Vollnarkose. Den Experten stehen neben umfangreichen Wissens und Fingerspitzengefühls auch Hightech-Geräte zur Verfügung, die zur Sicherheit beitragen.

Nervenbetäubung

Standard in Spitälern zur Schmerzstillung während der Geburt ist die Peridural- oder Epiduralanästhesie (PDA). Dabei werden die Spinalnerven in einem bestimmten Abschnitt des Rückens mittels Katheter lahmgelegt. Das bedingt Schmerzunempfindlichkeit im Bauchraum und Unterleib. Um die Rückenmarksnerven zu betäuben, spritzt der Anästhesist ein Medikament in den Bereich (Liquorraum) um das Rückenmark. Dadurch wird die Signalübertragung ins Gehirn unterbrochen. Das Verfahren findet bei Eingriffen an Bauch, Becken (Hüfte) und Beinen (Knie) Anwendung. Auch für Kaiserschnittgeburten ist es gut einsetzbar. Die Patienten bleiben bei Bewusstsein, bekommen aber meist Beruhigungsmittel.

Neue Erkenntnisse brachte die Pandemie durch die hohe Anzahl an Intensivpatienten. „Mittlerweile wissen wir, dass zu lange und tiefe Hypnose vermehrt zu Störungen der Merkfähigkeit und zum Auftreten eines akuten Delirs führen kann“, berichtet Prim. Univ.-Prof. Dr. Walter Hasibeder, Abteilung für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin St. Vinzenz Krankenhaus Zams, Tirol, anlässlich des Welttages der Anästhesie.

Peridural- oder Epiduralanästhesie (PDA): Um die Rückenmarksnerven zu betäuben, spritzt der Anästhesist ein Medikament in den Bereich (Liquorraum) um das Rückenmark. Dadurch wird die Signalübertragung ins Gehirn unterbrochen. (Bild: Krone KREATIV, sakurra - stock.adobe.com)
Peridural- oder Epiduralanästhesie (PDA): Um die Rückenmarksnerven zu betäuben, spritzt der Anästhesist ein Medikament in den Bereich (Liquorraum) um das Rückenmark. Dadurch wird die Signalübertragung ins Gehirn unterbrochen.

In zunehmenden Maße werden deshalb routinemäßige Messungen der Hypnosetiefe eingesetzt. „Auf den Intensivstationen bemühen wir uns generell, künstliche Schlafphasen so kurz und so oberflächlich wie nur möglich zu halten“, so der Präsident der ÖGARI (Österreichische Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin) weiter.

Messungen verhindern Komplikationen
Ein wichtiges Verfahren stellt die Muskelrelaxation, die medikamentöse Lähmung der Skelettmuskulatur, dar. Das ermöglicht es dem Chirurgen, präziser zu arbeiten und erleichtert die Intubation (Beatmung). Früher kam es dabei immer wieder zu Komplikationen bei der Aufhebung der Wirkung. Mit der Einführung der verpflichtenden Messung der Muskelkraft während der Narkose, Relaxometrie genannt, und der Entwicklung neuer, sicherer Medikamente können Restrelaxierungen heute komplett vermieden werden.

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