Der Herbst bringt nicht nur fallende Temperaturen mit sich, sondern auch die Zeitumstellung. Die Zeiger wurden in Europa am 29. Oktober um 3 Uhr eine Stunde - und damit auf Normalzeit - zurückgedreht. Eigentlich sollte die Zeitumstellung längst abgeschafft sein, doch die EU-Staaten können sich nicht einigen, das leidige Thema wird aufgeschoben.
Ansonsten immer für Diskussionen gut, hielt sich die Aufregung über die Zeitumstellung diesmal in Grenzen - die Menschheit beschäftigt sich derzeit mit drängenderen Themen, dem Ukraine-Krieg, der Corona-Pandemie oder dem Klimaschutz. Deshalb ist es auch weiterhin völlig unklar, wie es mit der Zeitumstellung in der EU weitergehen wird.
Losgetreten wurde der Prozess der Abschaffung durch eine EU-weite Online-Umfrage. Bei dieser hatten sich 84 Prozent der Teilnehmer für ein Aus der Zeitumstellung ausgesprochen. Die meisten votierten 2018 für eine dauerhafte Sommerzeit. 4,6 Millionen Antworten, davon allein drei Millionen aus Deutschland, gingen ein - ein Rekord, aber immer noch weniger als ein Prozent der EU-Bürger.
In der gesamten EU wurde bisher am letzten März-Sonntag an der Uhr gedreht - und am letzten Sonntag im Oktober wieder zurück. Eingeführt wurde die Sommerzeit 1973 in Europa anlässlich der Ölkrise und mit dem Hintergrund, Energie zu sparen. Mit der Zeitverschiebung sollte eine Stunde Tageslicht für Unternehmen und Haushalte gewonnen werden. Frankreich machte damals den Anfang. Österreich beschloss die Einführung erst 1979 wegen verwaltungstechnischer Probleme und weil man eine verkehrstechnische Harmonisierung mit der Schweiz und Deutschland wünschte.
Thema durch Corona-Pandemie ins Hintertreffen geraten
Die EU-Kommission hatte daraufhin vorgeschlagen, ab 2019 den Wechsel zwischen Sommer- und Winterzeit abzuschaffen. Die Staaten sollten stattdessen selbst entscheiden können, ob sie dauerhaft Sommer- oder Winterzeit haben wollten. Doch aus vielen Ländern kamen Bedenken gegen diesen Plan, da etwa für die Wirtschaft eine einheitliche Zeitzone wünschenswert erscheint, zumindest in Mitteleuropa. Andernfalls würden zwischenstaatliche Zeitunterschiede den Handelsverkehr noch mehr beeinträchtigen.
Eine Einigung ist nicht in Sicht, zu unterschiedlich sind die einzelnen Vorstellungen. Bei einer ständigen Sommerzeit würde für Länder im Westen die Sonne im Winter erst sehr spät aufgehen, im Osten wäre es bei dauerhafter Winterzeit dagegen sehr früh dunkel. So geht nichts voran, Europa blockiert sich selbst.
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