Angriff auf Hotel
Wehrschütz: „Nicht geahnt, dass es so knapp wird“
Ukraine-Korrespondent Christian Wehrschütz und sein Team überlebten in der Nacht auf Samstag einen russischen Raketenangriff auf ein Hotel, in dem sie untergebracht waren. Im „Krone“-Telefonat zeigt sich der Reporter leicht geschockt - arbeitet aber bereits wieder.
Ohrenbetäubendes Krachen, berstende Balken und verängstigte Schreie! So wurde ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz Samstag gegen 1.20 Uhr früh im ukrainischen Hotel Zum kleinen Fischerdorf aus dem Schlaf gerissen. Doch so idyllisch der Name der bescheidenen Unterkunft auch klingen mag, der frühmorgendliche russische Raketenhagel versetzte Hunderte Bewohner dreier Ortschaften in Angst und Schrecken. Denn nur wenige Kilometer entfernt liegt Saporischschja: Europas größtes AKW! Diesmal standen zum Glück nur Stromleitungen im Visier.
„Schön, dich zu hören“, begrüße ich sieben Stunden später meinen langjährigen Kollegen und Freund am Telefon. „Ebenso schön, auch dich aus der Heimat zu hören“, so die Antwort des Profi-Korrespondenten. Die Gelassenheit, mit der Christian üblicherweise seine Beiträge kommentiert, ist diesmal kaum spürbar. Angespannt und in weit schnellerem Sprechtempo als üblich schildert er den Angriff.
Ein Schrapnell verfehlte den Produzenten nur knapp
„An und für sich wussten wir, dass die Region ein Ziel der russischen Artillerie sein könnte. Deshalb sind wir in den Ort gefahren, um von dort über Attacken berichten zu können. Dass es riskant wird, war klar. Aber dass es so verdammt knapp wird, ahnte ich nicht“, erinnert er sich und atmet schwer durch. Denn diesmal sind er - „dem Himmel sei Dank“ - und seine beiden Mitarbeiter dem Tod nur knapp entronnen.
„Ein Schrapnell hat einen halben Meter von meinem Produzenten Igor entfernt das Zimmer durchschlagen“, so Wehrschütz nachdenklich. Dennoch sind die drei „Reporter-Musketiere“ nach dem Anschlag schnell wieder Herr der Lage. Sie inspizieren mit Taschenlampen das Haus, sind erleichtert, dass niemand verletzt worden ist und dass ihr von Splittern getroffener Audi noch fahrtüchtig ist.
Ehefrau und Tochter per Telefon in Salzburg beruhigt
„Ich glaube, heute war mein zweiter Geburtstag“, gibt Igor (47) am Telefon offen zu. Ein wahrer Teufelsreporter! Seit Kriegsbeginn ist er mit Wehrschütz und Kameramann Nenad an der Front.
Ihr Warnruf hat mich bei der gemeinsamen Tschernobyl-Reportage im Mai bewahrt: Als ich bei russischen Stellungen für einen Schnappschuss beinahe vermintes Gebiet betreten hätte ...
Mitten in der Nacht wurde ich munter, hatte ein ganz ungutes Gefühl. Es war wunderbar, Christian am Telefon zu hören.
Elisabeth Wehrschütz, Ehefrau des Korrespondenten
In Salzburg fällt Samstagfrüh Ehefrau Elisabeth Wehrschütz und Tochter Michaela ein Stein vom Herzen. Christian hat sich bei ihnen gemeldet und beruhigt: „Alles okay. Werde ein paar Kerzen anzünden und in Ruhe weiterarbeiten!“
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