Rund 16.000 Kinder und Jugendliche, die vor dem Krieg aus der Ukraine geflohen sind, leben derzeit in Österreich. Während bei den Sechs- bis 14-Jährigen weit über 90 Prozent ins österreichische Schulsystem eingebunden sind, ist bei den 15- bis 18-Jährigen hingegen nicht einmal ein Drittel in einer Ausbildung, obwohl das Angebot da wäre. Diese Gruppe will man künftig besser ansprechen, sagt Daniel Landau, der für die Regierung Bildungsangebote für Ukrainer verbessern soll.
„Es gibt ein enormes Angebot auch für alle über 15, aber es wird aus verschiedenen Gründen nicht in Anspruch genommen“, sagte Landau, der seit September Flüchtlingskoordinator Andreas Achrainer in Bildungsfragen unterstützt, im Gespräch mit der APA. Eltern seien - auch in der Hoffnung auf eine baldige Rückkehr in die Ukraine - oft erpicht darauf, dass ihre Kinder einen ukrainischen Bildungsabschluss machen. Das sei über die professionellen Online-Angebote der ukrainischen Regierung auch machbar, im vergangenen Schuljahr haben so 200 17-Jährige in Österreich ihre ukrainische Matura ablegen können - eine Möglichkeit, die man laut Landau auch in diesem Schuljahr wieder schaffen sollte.
„Wollen diese Gruppe besser erreichen“
Das eigentliche Ziel müsse es aber sein, ukrainische Jugendliche auch nach Ende der Schulpflicht stärker ins österreichische Schulsystem zu holen. „Wir wollen versuchen, diese Gruppe besser zu erreichen.“ Angebote gibt es etwa in Form von Übergangslehrgängen, die auf den Besuch höherer Schulen oder auf eine Berufsausbildung vorbereiten sollen. Ein paar Hundert ukrainische Schülerinnen und Schüler besuchen laut Landau schon jetzt eine AHS.
Kinder ins österreichische Bildungssystem holen
Er möchte auch Modelle entwickeln, damit Angebote an Berufsschulen oder Berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) etwa auch im Bereich Elementarpädagogik oder Pflege stärker genutzt werden. Gemeinsam etwa mit der ukrainischen Botschaft sollen Eltern vermehrt dazu animiert werden, ihre Kinder in das österreichische Bildungssystem zu holen - nicht nur, damit sie Deutsch lernen, sondern auch wegen des sozialen Miteinanders in der Schule. „Schule ist auch ein Integrationswerkzeug.“
Kein Meldezettel, kein Schulplatz
Umso problematischer ist es für Landau, dass es in Österreich anscheinend Flüchtlingseinrichtungen gebe, in denen die Schutzsuchenden keinen Meldezettel erhalten - und die Kinder deshalb auch keinen Schulplatz bekommen können. Auch die aktuelle Diskussion rund um Zelte für Asylwerber macht Landau Sorgen, das Patt zwischen Bund und Ländern bei der Schaffung zusätzlicher Betreuungsplätze wirke sich auch auf ukrainische Flüchtlinge aus, indem diese in der derzeitigen Situation nicht in die Grundversorgung der Länder übernommen werden.
Zumindest für den Bildungsbereich streut Landau dem Bund und den zuständigen Behörden und vor allem den Schulen allerdings Rosen. Zu seiner Aufgabe gehört sowohl die Hilfe in Einzelfällen, etwa bei der Suche nach einem Schulplatz, als auch die Vernetzung zwischen den verschiedenen Akteuren wie Behörden, NGOs und anderen Initiativen. „Es ist fein zu sehen, was hier gelingt, wenn alle an einem Strang ziehen.“ Nachsatz: „Was bei dieser Gruppe von Flüchtlingen gelingt, wünsche ich mir auch für alle anderen.“
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.